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Verringerung gesundheitlicher Ungleichheit durch Empowerment?
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Veröffentlicht: | 6. September 2007 |
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Einleitung / Hintergrund: Während die theoretische Evidenz von Empowerment als ressourcenorientierter Ansatz der Gesundheitsförderung unumstritten ist, stehen empirische Operationalisierungen und Wirksamkeitsprüfungen des Konzeptes noch weitgehend aus. Im Folgenden werden zentrale Ergebnisse eines empirischen Evidenznachweises von Empowerment zur Verringerung gesundheitlicher Ungleichheit von Frauen dargestellt.
Material und Methoden: Die Untersuchungsstichprobe bildeten 6094 Frauen, die zwischen 2000 und 2003 eine dreiwöchige stationäre Vorsorge- bzw. Rehabilitationsleistung nach §§ 24 und 41 SGB V in Anspruch genommen haben. Der Gesundheitszustand wurde über vier Erhebungszeitpunkte bis zu einem Jahr nach der Intervention u.a. anhand der psychischen Symptombelastung (GSI-K) sowie körperlicher Beschwerden (EBF-7) erfasst. Empowerment wurde in zwei Bereiche dimensioniert: 1. 'Verhältnis-Empowerment' (Veränderung kleinräumiger Lebensbedingungen, 6 Items) und 2. 'Verhaltens-Empowerment' (Veränderungen gesundheitsrelevanter Verhaltensweisen und Einstellungen, 10 Items). Die Veränderung des Gesundheitszustandes am Ende sowie sechs und zwölf Monate nach der Intervention wurde mit Effektstärken (ESprä) berechnet, der Einfluss von Empowerment auf die Nachhaltigkeit der Therapieerfolge varianzanalytisch ermittelt.
Ergebnisse: Die Itembatterien zum Verhältnis- und Verhaltens-Empowerment weisen mit Cronbachs Alpha von 0,74 bzw. 0,91 eine gute Reliabilität auf, wobei die faktorielle Struktur eher auf ein unidimensionales Konstrukt hindeutet. Für beide Empowerment-Dimensionen ließen sich hochsignifikante Zusammenhänge zur Gesundheit aufzeigen: Frauen, die von erfolgreichen Empowermententwicklungen berichten, weisen sechs und zwölf Monate nach der Intervention deutlich höhere langfristige Therapieeffekte auf. Sozial und gesundheitlich benachteiligte Frauen bekunden zum Ende der Intervention signifikant häufiger Absichten zur Veränderung ihrer Lebenssituation, der Erfolg der Veränderungsbemühungen insbesondere im Bereich des Verhaltensempowerments wird sechs und zwölf Monate nach der Intervention aber deutlich kritischer beurteilt.
Diskussion / Schlussfolgerungen: Die Bedeutung von Empowerment konnte empirisch untermauert werden. Jedoch wiesen sozial benachteiligte Mütter nach der Intervention geringere Empowermenterfolge auf, was mittelfristig zu einer Verschärfung gesundheitlicher Ungleichheit geführt hat. Für gesundheitlich besonders benachteiligte Mütter zeichnen sich damit Optimierungspotenziale in der sozialtherapeutischen Arbeit während und im Anschluss an die stationäre Intervention ab.