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Der Zusammenhang zwischen sozialem Netzwerk und selbsteingeschätzter Gesundheit bei Typ 2 Diabetikern – Ergebnisse einer bevölkerungsbezogenen Längsschnittuntersuchung
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Veröffentlicht: | 6. September 2007 |
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Hintergrund: Die Bewältigung einer chronischen Krankheit wie Diabetes mellitus erfordert nicht nur medizinische Behandlungskonzepte, sondern setzt auch psychosoziale Mechanismen in Gang. Studien konnten zeigen, dass gerade das soziale Umfeld Patienten beim Leben mit ihrer Krankheit unterstützen kann.
Ziel dieser Arbeit ist die Analyse des Zusammenhangs zwischen sozialem Netzwerk und selbst eingeschätzter Gesundheit bei Patienten mit Typ 2 Diabetes und Nicht-Diabetikern. Bisher gibt es im deutschsprachigen Raum noch keine Untersuchung, die diesen Zusammenhang thematisiert hat.
Material und Methoden: Die Daten stammen aus der 1998 durchgeführten KORA-A Studie, in der insgesamt 1003 im Raum Augsburg lebende Fälle und gematchte Kontrollen (Durchschnitts-Alter: 67,8 bzw. 66,7 Jahre) untersucht wurden, die bereits an einem MONICA Survey (1989/90 bzw. 1994/95) teilgenommen hatten oder ins Augsburger Herzinfarktregister aufgenommen worden waren. Die Analysen wurden mittels logistischer Regressionsmodelle durchgeführt; 164 Personen mit Diabetes und 207 Nicht-Diabetiker wurden hierbei untersucht. Der Umfang des sozialen Netzes wurde mit dem Social Network Index von Berkman und Syme gemessen.
Ergebnisse: Personen mit Diabetes haben im Vergleich zu Nicht-Diabetikern ein kleineres soziales Netz. Außerdem verringert sich ihr Netzwerk zwischen dem ersten und dem zweiten Messzeitpunkt in stärkerem Maße.
Unter Längsschnitt-Betrachtung zeigt sich nur bei den Patienten mit Diabetes, dass ein großes soziales Netz zum ersten Messzeitpunkt mit guter Gesundheit vier bzw. acht Jahre später verbunden ist (OR 2.69; 95% CI: 1.21-5.98).
Diskussion: Die Analysen weisen auf das Vorhandensein eines – vornehmlich im Längsschnitt nachweisbaren – "Puffereffekts" des sozialen Netzwerkes hin, der einen nur unter Stresseinfluss wirkenden protektiven Einfluss sozialer Beziehungen auf die Gesundheit beschreibt. In dieser Arbeit werden diabetesbedingte Belastungen als solche Stressoren angesehen.
Vor allem für Personen mit Diabetes (ebenso wie andere chronische Kranke) sollten Programme zum Aufbau sozialer Kontakte sowie zur Mobilisierung bereits bestehender Netzwerke entwickelt werden.