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Bedeutung des Placebo-Effektes für kontrollierte klinische Studien in Psychiatrie und Psychotherapie
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Veröffentlicht: | 6. September 2007 |
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Randomisierte und kontrollierte klinische Studien gelten als "Goldstandard" zur Überprüfung der therapeutischen Wirksamkeit eines neuen Medikaments oder einer Therapiemethode. Placebos werden in der Regel in der Kontrollgruppe klinischer Studien als vermeintlich unwirksame Agentien oder Methoden eingesetzt. Neuere empirische Untersuchungen haben aber gezeigt, dass Placebos in vielen Fällen nicht nur eine eigene auf Erfahrungswissen beruhende und überprüfbare therapeutische Wirksamkeit zugestanden werden muss, sondern in Zusammenhang mit einer Placebo-Gabe auch unerwünschte Nebenwirkungen auftreten können. Der Placebo-Effekt umfasst inhaltlich somit sowohl positive, therapeutisch erwünschte Wirkungen als auch negative, therapeutisch nícht erwünschte Wirkungen. Placebos dürfen also auch beim Einsatz im Kontrollarm klinischer Studien nicht ohne weiteres als "Nicht-Behandlung" verstanden werden. Dies gilt für klinische Studien im Bereich der nervenheilkundlichen Fächer insbesondere. Die bisher eher unterschätzte Bedeutung des Placebo-Effektes für die Planung und Interpretation kontrollierter klinischer Studien in Psychiatrie sowie Psychotherapie wird aufgezeigt und im Überblick dargestellt.