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Optimierung des Antibiotikagebrauchs auf chirurgischen Stationen durch einen Apotheker – Ergebnisse einer Pilotstudie
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Veröffentlicht: | 6. September 2007 |
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Hintergrund: Unangebrachter Antibiotikagebrauch im Akutkrankenhaus begünstigt die Entstehung von Resistenzen und setzt Patienten dem Risiko vermeidbarer Nebenwirkungen aus. Das kann zu einer Verlängerung des Krankenhausaufenthalts und zu weiteren ökonomischen Konsequenzen führen. Internationale Studien haben gezeigt, dass Beratung durch einen Apotheker dazu geeignet ist, Risken des Antibiotikagebrauchs zu vermeiden. Trotzdem ist diese Intervention in Deutschland nicht systematisch etabliert. Ziel der Pilotstudie war es, den therapeutischen Antibiotikagebrauch auf chirurgischen Stationen und mögliche Interventionsoptionen durch den Apotheker zu beschreiben. Es sollten Daten zur Fallzahlplanung einer Interventionsstudie gesammelt werden.
Material und Methoden: Dieses Pilotprojekt wurde im November 2006 auf fünf chirurgischen Normalstationen am Klinikum Großhadern, München durchgeführt. Eingeschlossen wurden Patienten, die während eines Monats auf diesen Stationen Antibiotika (AB) zur Therapie erhalten haben. Um das Verschreibungsverhalten nicht zu beeinflussen, wurden keine pharmazeutischen Therapieempfehlungen gegeben.
Ergebnisse: 118 konsekutive Patienten wurden in die Studie eingeschlossen. 24% aller Patienten erhielten AB. Patienten mit AB blieben durchschnittlich 20 Tage auf der Station (Patienten ohne AB: 9 Tage). Die Gesamtdauer der ABtherapie pro Patient betrugt 9 Tage, davon waren im Mittel 5,1 Tage intravenöse Therapie. Initial wurden 72% der Patienten intravenös therapiert, von diesen wurden 28% nach durchschnittlich 4 Tagen auf orale Gabe umgestellt. Bei 38% der behandelten Patienten wurden keine mikrobiologischen Kulturen angelegt. Bei 45% der Patienten wäre Anlass zu pharmazeutischer Beratung gewesen. Etwa die Hälfte der möglichen Interventionen betrafen eine zu lange Therapiedauer, mangelnde zeitnahe Anpassung an mikrobiologische Ergebnisse und fehlerhafte ABkombinationen. Weitere mögliche Interventionen ergaben sich aus der fehlenden Konformität mit klinikinternen Standards zur empirischen ABtherapie, aus verzögerter Umstellung auf orale Gabe, aus der Wahl hochpreisiger Präparate, wo es günstigere Alternativen gegeben hätte und aus der fehlenden patientenindividuellen Dosisanpassung.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass ein Apotheker dazu beitragen könnte, bei einem beträchtlichen Teil der Antibiotikaverschreibungen auf chirurgischen Stationen Arzneimittelrisiken zu vermeiden und Kosten zu senken.