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Alltagsnahe Förderung des Selbstmanagements komplexer Medikamentenregime bei chronischer Krankheit – Bedeutung und Ansatzpunkte eines pflegerischen Interventionskonzepts
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Veröffentlicht: | 6. September 2007 |
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Einleitung/Hintergrund: Arzneimitteltherapien haben in der Versorgung chronisch erkrankter älterer Menschen einen hohen Stellenwert. Mit zunehmender Komplexität potenzieren sich jedoch Probleme des Therapiemanagements. Intention des Forschungsvorhabens (Teilprojekt B2 des vom BMBF geförderten Pflegeforschungsverbunds NRW (Förderkennziffer: 01GT0315)) war es, die mit dem Management komplexer Medikamentenregime im Alltag verbundenen Herausforderungen aus der Patienten- und Expertensicht auszuloten. Dabei wurde der Fokus nicht allein auf die Ärzte und Apotheker richtet. Anknüpfend an den internationalen Forschungsstand wurde gefragt, ob und unter welchen Bedingungen Potenziale der ambulanten Pflege zur alltagsnahen Selbstmanagementförderung erschlossen werden können, um darauf aufbauend ein Interventionskonzept zu entwickeln und in einer zweiten Projektphase im Rahmen einer klinischen Kontrollstudie zu erproben.
Material und Methoden: Der Beitrag stützt sich auf Ergebnisse der qualitativen Untersuchung der ersten Projektphase. Im Zeitraum von 2004 bis 2006 wurden 27 Patientenfallstudien zu Problemsicht und Unterstützungserfordernissen der Patienten aus der Verlaufsperspektive sowie 26 Experteninterviews mit Ärzten, Pflegekräften und Apothekern durchgeführt und fallkontrastierend bzw. inhaltsanalytisch ausgewertet.
Ergebnisse: In der Summe werden vielfältige Herausforderungen deutlich, die das langfristige Management komplexer Medikamentenregime aufwirft. Unzureichende Rahmenbedingungen und Kooperationsdefizite verhindern oft bereits im Ansatz, dass alltagsweltliche Probleme der Patienten im Umgang mit dem Medikamentenregime von professioneller Seite Beachtung finden und von den Patienten kommuniziert werden. Die relative Alltagsferne der Ärzte und Apotheker erweist sich gepaart mit der unzureichenden Einbeziehung der ambulanten Pflege in die Steuerung und Bewältigung der Medikamentenregime als Lücke auf der Ebene der erforderlichen alltagsnahen Beratung und Anleitung, die es durch geeignete Interventionskonzepte und Stärkung der Kooperation zu füllen gilt.
Diskussion/Schlussfolgerungen: Für chronisch Erkrankte, die auf komplexe Medikamentenregime angewiesen sind, ist eine Versorgungsgestaltung angezeigt, die neuere von der Pfgelege getragende Konzepte der alltagsnahen Selbstmanagementförderung aufgreift. Voraussetzung ist die Gewährleistung der hierfür erforderlichen Kompetenzen. Für die im Mai 2007 beginnende Interventionsstudie ist daher ein zweistufiges Vorgehen konstitutiv, das durch ein vorgeschaltetes Qualifikationsprogramm edukative und klinische Kompetenzen der Pflegenden sicherstellt und die Intervention supervidierend begleitet.