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Einfluss von Effort-Reward-Imbalance auf die psychische Gesundheit bei Lehrerinnen in Abhängigkeit vom Beschäftigungsverhältnis
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Veröffentlicht: | 6. September 2007 |
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Ziel: Arbeitsbelastungen werden bei Lehrern als Auslöser für Fehlbeanspruchung und Beeinträchtigungen psychischer Gesundheit diskutiert. Mehrere Studien postulieren einen Zusammenhang von beruflichen Gratifikationskrisen und eingeschränkter psychischer Gesundheit, wobei der Einfluss des Beschäftigungsverhältnisses kontrovers berichtet wird. Daher wurde für voll- (VZ) und teilzeitbeschäftigte (TZ) Lehrerinnen der Zusammenhang von arbeitsbezogener Effort-Reward-Imbalance (ERI) und psychischer Gesundheit untersucht.
Methodik: Bei 107 VZ und 256 TZ (70,5%) beschäftigten Lehrerinnen (Durchschnittsalter: 46,3±5,9 Jahre) wurden Zusammenhänge (Korrelations- und Regressionsanalysen) zwischen ERI-Verhältnis, Arbeitszeitindikatoren und Variablen der psychischen Gesundheit geprüft. Das ERI-Verhältnis wurde mittels ERI-Questionnaire (ERI-Q), schulspezifische Belastungsfaktoren (Wochenarbeitszeit, Unterrichtsstunden, Zusatztätigkeiten, etc.) über eine Berufsanamnese erhoben. Die Beurteilung des psychischen Gesundheitszustandes umfasste psychisches Befinden (General Health Questionnaire – GHQ-12), psychische Beschwerden (Beschwerdenfragebogen – BFB) und Burnout-Komponenten ( Maslach-Burnout-Inventory – MBI-D).
Ergebnisse: Es bestehen geringe Korrelationen zwischen ERI und Wochenarbeitszeit (r=.30), sowie ERI und Variablen psychischer Gesundheit (r=.20-.34; Ausnahme Erschöpfung, r=.49). Die Wochenarbeitszeit beträgt für VZ-Lehrerinnen 45 Stunden, für TZ-Lehrerinnen 37 Stunden (p=.000). VZ-Lehrerinnen unterscheiden sich von TZ-Lehrerinnen durch ein ungünstigeres ERI-Verhältnis (VZ: 0,69±0,27; TZ: 0,58±0,22; p=.000) und stellen den höheren Anteil mit gesundheitlichem Risiko (VZ: 12,1%; TZ:4,7%; p=.010). Beeinträchtigte psychische Gesundheit weisen 22,4% der VZ- und 12,9% der TZ-Lehrerinnen auf (GHQ-12-Summenscore: 2,6 vs. 1,9; p=.016), während für psychische Beschwerden und Komponenten des Burnout-Syndroms kein beschäftigungsabhängiger Gruppenunterschied besteht. In Regessionsanalysen werden durch Gesundheitsvariablen (GHQ-12-Summenscore, Erschöpfungsscore) 26%, Arbeitszeitvariablen (TZ/VZ-Anteil, Wochenarbeitszeit) 12% und zusammen 34% der ERI-Varianz aufgeklärt; das Beschäftigungsverhältnis wirkt sich somit kaum aus.
Schlussfolgerung: Trotz des signifikant höheren Anteils eines gesundheitsbezogenem ERI-Risikos und beeinträchtigter psychischer Gesundheit bei VZ-Lehrerinnen besteht in Abhängigkeit vom Beschäftigungsstatus nur ein geringer korrelativer Zusammenhang zwischen ERI und Gesundheitsvariablen. Ein günstiges ERI-Verhältnis wird besonders durch stabile psychische Gesundheit vorhergesagt und als Ansatzpunkt für arbeitsmedizinisch-psychologische Lehrerbetreuung gesehen. Um den Gesundheitsstatus bei Lehrerinnen jedoch vollständiger erklären und Präventionsmaßnahmen ursachenorientiert empfehlen zu können, ist die Einbeziehung weiterer personenbezogener Variablen zur Anforderungsbewältigung notwendig.