Artikel
Transparenz in der Pflege schließt Lücke in der Versorgungsforschung von Liegegeschwüren
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 6. September 2007 |
---|
Gliederung
Text
Das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen hat der Qualitätssicherung in der ambulanten und stationären Altenpflege mit dem Thema Dekubitus einen besonderen Stellenwert eingeräumt und das Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO mit der Durchführung einer Untersuchung im Jahr 2005 beauftragt. Die Ergebnisse sind im Internet abrufbar.
Das IAO hat im Ostalbkreis bereits seit 2001 die elektronisch gestützte Dekubitusprävalenzerfassung auf Landkreisebene wissenschaftlich begleitet.
Material und Methoden: Auf Landkreisebene pflegen alle Pflegeeinrichtungen (Pflegeheime, ambulante Dienste und Krankenhäuser) ihre Dekubitusprävalenzen und –inzidenzen seit 2001 jährlich von Juli bis September passwortgeschützt und anonym in ein Erfassungstool ins Internet ein. Der Datenpool wird automatisch generiert. Fehlerhafte oder fehlende Daten werden durch die wissenschaftliche Begleitung bearbeitet bzw. eingeholt. Jährlich wird ein Ergebnisbericht in die Internetseite eingestellt, sobald die Daten wissenschaftlich publiziert sind.
Ergebnisse: Kontinuierliche Onlineerfassung der Tage, die mit Dekubitus verbracht werden müssen, führt zu einer deutlichen Senkung der Prävalenz und Inzidenz von Liegegeschwüren. Seit 2001 konnte die Dekubitus-Prävalenz im Landkreis um ca. 30%, die Dekubitus-Inzidenz um 50% gesenkt werden.
Die Ergebnisse zeigten Schulungsbedarf bei den pflegenden Angehörigen. Eine Info-Reihe Pflege wurde durchgeführt und eine entsprechende CD für pflegende Angehörige kostenlos über die Pressestelle verteilt. In zeitlichem Zusammenhang war die Dekubitus-Inzidenz auch in der ambulanten Pflege deutlich rückläufig.
Diskussion: Das Instrument ist jederzeit frei portierbar und portalunabhängig. Es eignet sich für eine Qualitätsoptimierung von Einrichtungen ebenso wie für die Versorgungsforschung und Qualitätsoptimierung in Stadt-/Landkreisen oder auf Länderebene.
Ein international anerkannter, wesentlicher Indikator für Qualität in der Pflege ist bislang in Prävalenz und Kostenfolgen unerforscht! Die dargestellte Onlineerfassung eignet sich dazu, diese Lücke zu schließen.
Literatur
- 1.
- Steingaß S. Neue Wege in der Qualitätssicherung - Modellprojekt Dekubituserfassung im Ostalbkreis. Gesundheitswesen. 2002;64:585–91.
- 2.
- Klein B, Gaugisch P, Weiss V, Wolfsteiner C. Pflege ohne Druck. Dekubitus; Ursachen der Entstehung, prophylaktische Maßnahmen und Rahmenbedingungen in der häuslichen und stationären Altenhilfe in Bayern. Eine Studie im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen. August 2005. http://www.stmas.bayern.de/pflege/pflegeohnedruck.htm.
- 3.
- Leffmann C, et al. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Robert-Koch-Institut (Hrsg.). Heft 12, Februar 2003.
- 4.
- Leffmann CJ. Qualitätssicherung in der Dekubitusprophylaxe. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie. Band 37 Heft 2 April 2004.
- 5.
- Qualitätssicherung in der Pflege. Das Hamburger Dekubitusprojekt. Die Schwester/Der Pfleger. 37. Jahrg. 5/98. S. 417–422.