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Zum Lungenkrebsrisiko von Uranbergarbeitern durch Radon-, Quarzstaub- und Arsenexposition – Ergebnisse einer Fall-Kontroll-Studie
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Veröffentlicht: | 6. September 2007 |
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Einleitung/Hintergrund: Die Zusammenhänge zwischen Radonexposition und Lungenkrebsrisiko sind bereits in umfangreichen epidemiologischen Studien untersucht worden. In diesen Studien wurde jedoch lediglich Radon als die alleinige berufliche Exposition angesehen. Neben der ionisierenden Strahlung sind Uranbergarbeiter i.d.R. aber auch gegenüber Quarzstaub und oftmals auch gegenüber Arsen und Asbest exponiert.
Material und Methode: Aufbauend auf der Fall-Kontroll-Studie zum Lungenkrebsrisiko bei ehemaligen Beschäftigten der Wismut[Ref. 1] wurde für 504 Fälle und 1.064 Kontrollen eine Expositionsquantifizierung weiterer beruflicher Belastungsfaktoren (kristalliner Quarz, Arsen und Asbest) vorgenommen sowie eine Röntgen-Thoraxaufnahme der Lunge nach den ILO-Kriterien befundet (n = 315 Fälle / 424 Kontrollen). Zwei Fragestellungen wurden untersucht: 1.) Haben Probanden mit hoher kumulativer Quarzstaub- oder Asbestfaser-Belastung ein höheres Lungenkrebsrisiko als Probanden mit niedriger zusätzlicher Exposition? 2.) Haben Probanden mit einer Silikose oder Asbestose (≥1/0 nach ILO) ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko?
Ergebnisse: Als wesentliche Einflussgrößen verblieben sowohl bei der ‚forward selection’ als auch bei der ‚backward elimination’ lediglich die Radon- und die Quarz-A-Staub-Exposition im Analysemodell. Arsen und Asbest zeigten im univariaten Modell ein leicht erhöhtes Lungenkrebsrisiko, statistisch signifikant nur für die höchsten Expositionskategorien ≥ 100µg/m³ * Jahre Arsen bzw. ≥ 25 Asbestfaserjahre. Wird der Silikosestatus ≥1/0 wie eine Exposition in das Risikomodell aufgenommen und als unabhängig wirkender Einflussfaktor betrachtet, so wird er weder bei der ‚forward selection‘ noch bei der ‚backward elimination‘ als wesentlicher Faktor erkannt [OR = 1.61 (0.79, 3.25)].
Diskussion: Die Studie liefert Hinweise für ein multiplikatives Zusammenwirken zwischen Quarz-A-Staub und ionisierender Strahlenbelastung. Beide Faktoren sind jedoch miteinander hoch korreliert, was Aussagen zur Synkanzerogenität erschwert. Es ergeben sich ein signifikant erhöhtes Lungenkrebsrisiko nicht nur für eine Strahlenbelastung > 800 WLM, sondern auch für eine Staubbelastung (quarzhaltiger A-Staub) > 16 mg/m³ * Jahre. Das höchste Lungenkrebsrisiko wurde für die kombinierte Belastung (> 800 WLM & > 16 mg/m³ * Jahre) beobachtet.