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Evaluation eines ICF-basierten Selbstbeurteilungsfragebogens zur Erfassung des Rehabilitations- und Vorsorgebedarfs bei Kindern und Jugendlichen im Antragsverfahren
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Veröffentlicht: | 6. September 2007 |
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Hintergrund: Die steigende Anzahl von Häufigkeit, Schweregrad und Komorbidität chronischer Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen führte zu einer erhöhten Inanspruchnahme medizinischer Rehabilitationsleistungen [Ref. 2] und erfordert eine zielorientierte, effiziente Bedarfsermittlung und Allokation durch den medizinischen Dienst. Das Ziel des Projektes ist die Entwicklung und Praxiserprobung eines ICF-basierten Selbstbeurteilungsfragebogens zur Ergänzung bisheriger Antragsunterlagen.
Methodik: Aus der Literatur extrahierte Kernbereiche zur Einschätzung des Rehabilitations-/Vorsorgebedarfs wurden mittels Facettenanalyse [Ref. 1] den entsprechenden ICF-Domänen zugeordnet. Die Definitionen der jeweils untersten ICF-Kategorien wurden zur Itemkonstruktion herangezogen (WHO, ICF-CY); prioritär werden Aktivität und Teilhabe sowie Kontextfaktoren erfasst. Es wurde ein generischer Fremdbeurteilungsbogen für Eltern mit 32 Items konstruiert; für Mutter/Vater-Kind-Leistungen sind zusätzlich 14 Items zur elterlichen Belastungssituation enthalten.
Die Evaluation erfolgt zurzeit in einer Querschnittserhebung im Antragsverfahren der Hamburg Münchener Krankenkasse bei Antragstellern von Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen für Kinder/Jugendliche sowie Mutter/Vater-Kind-Leistungen (§ 23, 24, 40, 41 SGB V). Zur psychometrischen Evaluation werden Itemanalysen durchgeführt. Kriterien zur Validierung sind Skalen aus validierten Instrumenten (KINDL, SDQ, FKV, FRQ-E).
Ergebnisse: Bei den vorliegenden Antragstellern (N=126) liegt die Responderrate bei 66,7%. Überwiegend wurden Mutter/Vater-Kind-Leistungen beantragt (93.1%). Die Mittelwerte der Items liegen zwischen 0.83 und 2.91 (Skala: 0-4) und zeigen damit eine geringe bis mittlere Beeinträchtigung der Kinder. In fast allen Items werden alle Ausprägungsgrade der Skala besetzt. Die Korrelationskoeffizienten mit den Validierungsitems liegen zwischen 0.15 und 0.73. Mütter sind primär durch körperliche/psychische Erkrankungen (87%) und beruflich-familiärer Doppelbelastung beeinträchtigt (81%).
Diskussion: Bisher zeigen sich geringe bis mäßige körperliche und psychische Beeinträchtigungen sowie Auffälligkeiten in den weiteren Kernbereichen. Die Responderate und die geringen Anzahl fehlender Werte zeigen eine gute Akzeptanz des Fragebogens. Die Items sind varianzerzeugend und frei von Boden- und Deckeneffekten. In fast allen Bereichen zeigen sich gute oder sehr gute Validitätsindizes. Die Bewertung hinsichtlich der Relevanz für die Antragsbearbeitung durch MDK-Mitarbeiter und Sachbearbeiter steht noch aus.
Literatur
- 1.
- Bortz J, Döring N. Forschungsmethoden und Evaluation (3. überarbeitete Aufl.). Heidelberg: Springer, 2005.
- 2.
- Petermann F, Koch U, Hampel P. Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen. Rehabilitation 2006; 45: 1-8.
- 3.
- World Health Organization (WHO). ICF Child and Youth version (ICF-CY). Verfügbar unter: http://www3.who.int/icf/onlinebrowser/icf.cfm [Zugriff: 02.11.2006].