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AlertsNet 2.0: Zukunftsweisende Blutkulturdiagnostik
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Veröffentlicht: | 27. August 2018 |
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Hintergrund: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2011 die Themen Antibiotikaresistenz, Krankenhausinfektionen und Maßnahmen zur Infektionskontrolle zu einem entscheidenden Forschungsgebiet erklärt. In Europa zeigen sich große Unterschiede bezüglich der Resistenzsituation abhängig von der Bakterienspezies, der Wirkstoffe sowie der geographischen Lage [1]. Der Anteil der Resistenzen hängt u.a. von der Qualität der Blutkultur(BK)diagnostik, den Charakteristika der Institutionen (z.B. Krankenhaustyp, -größe, Case-Mix) und der Patientenpopulation ab [2]. Eine leitliniengerechte BK-Diagnostik ist das entscheidende diagnostische Verfahren zum Nachweis von Blutstrominfektionen (BSI) und damit unabdingbar zur Bekämpfung von multiresistenten Keimen.
Ziel der Studie: AlertsNet wird als thüringenweites populationsbasiertes Register zur Erfassung von BSI und Antibiotikaresistenzen etabliert. Das Primärziel ist die Entwicklung und Validierung von Qualitätsindikatoren für BSI in Hinblick auf eine indikationsgerechte und ausreichende BK-Diagnostik. Sekundäre Ziele sind die Vernetzung aller stationären klinischen Einrichtungen mit BK-Diagnostik sowie aller anhängigen mikrobiologischer Labore des Freistaates Thüringen zur mittelfristigen Erhebung populationsbasierter Daten.
Vorgeschlagene Methode: Das AlertsNet-Datenbanksystem ist zweigliedrig angelegt: Isolate und Resistenzinformationen werden nach Übertragung aus dem Laborinformationssystem (LIS) über ein VPN-Netzwerk in das AlertsNet Microbiological Data Document System (MDDS) übertragen. Werden algorithmisch positive BK-Befunde als infektiologisch relevant definiert, wird die klinische Einrichtung zur Dokumentation patientenbezogener klinischer Daten im Clinical Data Document System (CDDS) aufgefordert. Der zuständige Dokumentar gibt Falldaten in ein elektronisches Formular (eCRF) ein. Erfasste Parameter sind u.a. demographische Angaben, Daten zum Ursprung und den Ort der Infektion, Risikofaktoren, Prädispositionen, Antibiotikatherapie und das Outcome des Patienten.
Diskussionspunkte: Die Umsetzung der Datenschutzanforderungen und die Schnittstellenanbindung stellen die größte Herausforderung dar. Desweiteren treten Probleme in Form von zu geringer Dokumentation patientenbezogener klinischer Daten aufgrund von Budget- und Personalmängeln sowie eine zu geringe Priorisierung des Projekts auf. Ebenso spielen abweichende Datenschutzvorgaben in den klinischen Einrichtungen, unterschiedliche LIS in den mikrobiologischen Laboren und Laboranbieterwechsel eine Rolle. Problematisch erweist sich zudem die nur bedingt automatische Auslesbarkeit der Befundnachrichten und deren weitere Interpretation. Erste umfassende Datenanalysen belegen jedoch das hohe Potential des Qualitätssicherungsprojekts, Blutstrominfektionen in Thüringen effektiver zu behandeln, die infektionsbedingte Krankenhaussterblichkeit zu senken und eine Vorreiterrolle für andere Bundesländer einzunehmen. Das Hauptaugenmerk liegt aktuell darauf, welche der erfassten Daten auswertbar sind und wie sie interpretiert werden können.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass ein positives Ethikvotum vorliegt.
Literatur
- 1.
- European Centre for Disease Prevention and Control. Antimicrobial resistance surveillance in Europe 2013: Annual Report of the European Antimicrobial Resistance Surveillance Network (EARS-Net). Stockholm: ECDC; 2014.
- 2.
- Bouza E, Pérez-Molina J, Muñoz P. Cooperative Group of the European Study Group on Nosocomial I: Report of ESGNI-001 and ESGNI-002 studies: Bloodstream infections in Europe. Clinical Microbiology and Infection (CMI). 1999;5:2s1-12