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Horner-Syndrom und „paradoxe“ Besserung durch Konsum kalter Getränke nach Resektion eines Sympathikusneurinoms
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Veröffentlicht: | 19. April 2011 |
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Einleitung: Der Begriff Sympathikusneurinom bezeichnet eine benigne Neoplasie, die von den Gliazellen der Nervenscheiden des Sympathikus ausgeht. Therapeutisch kommt die komplette chirurgische Exstirpation in Frage. Als unerwünschte Folge tritt ein Horner-Syndrom mit der Trias Ptosis, Mydriasis und Pseudoenophthalmus auf.
Methoden: Wir berichten über eine 27-jährige Patientin, die sich mit einer zervikalen Schwellung rechts und beginnender Kieferklemme vorstellte. Eine bereits alio loco durchgeführte Lymphknoten-Exstirpation hatte keine Malignität gezeigt. Nach Durchführung einer MRT des Halses ergab sich der Verdacht auf ein Neurinom des N. vagus. Wir resezierten die Raumforderung unter Neuromonitoring.
Ergebnisse: Die histologische Aufarbeitung ergab schließlich ein ca. 2,5 cm messendes, komplett entferntes Neurinom ohne Anhalt für Malignität. Postoperativ entwickelte die Patientin ein Horner-Syndrom, woraus sich die Schlussfolgerung eines Sympathikusneurinoms ergab. In den anschließenden Follow-Up-Untersuchungen waren die Beschwerden auch 2 Jahre post operationem persistent. Überraschenderweise konnte jedoch die Ptosis durch den Konsum kalter Getränke temporär aufgehoben werden.
Schlussfolgerungen: Das Horner-Syndrom kann u.a. durch traumatische, neoplastische und iatrogene Einflüsse entstehen. Eine wirksame Therapie ist zurzeit nicht bekannt. Die in diesem Fall zugrunde liegende komplette Resektion eines Abschnittes des Sympathikus ließ keine restitutio ad integrum erwarten. Umso erstaunlicher ist daher die temporäre Besserung der Ptosis nach Konsum kalter Getränke. Wir führen dieses Phänomen auf eine Reizung von Fasern entlang der A. carotis interna zurück, die sich durch den postoperativen Narbenzug näher an der lateralen Pharynxwand befindet.