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Seltene Differentialdiagnose bei zervikaler Lymphknotenschwellung: Mycobacterium avium-Infektion
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Veröffentlicht: | 19. April 2011 |
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Zervikale Lymphadenopathien sind bei Kindern im Rahmen von Infekten typisch. Ist die Lymphknotenschwellung jedoch auch unter Therapie längere Zeit fortbestehend, müssen auch seltenere Differentialdiagnosen in Betracht gezogen werden. Im vorliegenden Fall geht es um eine 3,5-jährige Patientin. Sie wurde durch den niedergelassenen HNO-Arzt mit einer seit 4 Wochen persistierenden Lymphknotenschwellung rechts zervikal vorgestellt. Die Gabe von Clarithromycin und Cotrimoxazol, welche bereits ambulant begonnen wurde, hatte keine Besserung gebracht. Die bildgebende Diagnostik erfolgte mittels Sonografie und Kontrastmittel-CT des Halses. Beide Untersuchungen boten am ehesten Anhalt für einen abszedierenden Prozess im jugulodigastrischen Winkel rechts. In der unverzüglich durchgeführten Probenentnahme fand sich nekrotisches Lymphknotengewebe, jedoch kein Pus. Bei Verdacht auf eine Infektion mit Mycobakterien wurden Proben sowohl an die Pathologie als auch ad Mibi geschickt. Die mikrobiologische Untersuchung bewies die Infektion mit Mycobaterium avium. Die weitere Therapie erfolgte zunächst antibiotisch mit Ethambutol, Rifampicin und Azithromycin, führte jedoch, trotz nachgewiesener Sensitivität im Antibiogramm, nicht zu einem vollständigen Rückgang der Symptomatik. Deshalb fiel die Entscheidung zur funktionellen Neck dissection rechts. Die Antibiose wurde peri- und postoperativ fortgesetzt. Mittlerweile wurde die Therapie erfolgreich beendet. Abschließend soll festgehalten werden, dass bei einer persistierenden zervikalen Lymphadenopathie, insbesondere im Kindesalter, differentialdiagnostisch stets auch an eine atypische Mycobakteriose gedacht werden muss. Die Entnahme einer Gewebeprobe ist zur Diagnosestellung unerlässlich. Zudem ist auch bei Kindern neben der Antibiose zuweilen eine radikale chirurgische Therapie indiziiert.