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Tularämie/Hasenpest als Differentialdiagnose bei Lymphknotenabszessen – Zwei Fallberichte
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Veröffentlicht: | 19. April 2011 |
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Gliederung
Text
Einleitung: Mit einer Lymphadenitis colli, teils auch abszedierend, wird man in unserem Fachgebiet häufig konfrontiert. Meist reaktiv bei Entzündungen im Kopf/Halsbereich und gelegentlich durch lypmhotrope Erreger.
Bei der Tularämie handelt es sich um eine seltene meldepflichtige Infektion mit dem gramnegativen Bakterium Francisella tularensis (1974 bis 2007, ca. 3 Neuerkrankungen/Jahr in D). Anhand von zwei Fallberichten einer zervikalen ulzeroglandulären Manifestation wird auf Erreger, Diagnostik und Therapie eingegangen.
Falldaten: Patient 1: 73, männlich, ausgeprägtes Strinfurunkel mit Lymphadenitis colli, Besserung unter Cefuroxim i.v., 3 Wochen später Wiederaufnahme wegen zervikaler Abszesse, 3x chirurgische Abszessdrainage, Clindamycin i.v. und Unacid i.v.
Serologie/Histologie: hochpositiver Francisella tularensis Titer, übrige Serologie der lymphotropen Erreger negativ, histologisch kein Anhalt für spezifische Entzündung.
Therapie: nach Erregernachweis: Doxicyclin p.o. über 14 Tage Patient 2: 32, männlich, Unacid i.v. bei Lymphadenitis colli, 2 Wochen später Wiederaufnahme wegen zervikaler Abszesse, 1x chirugische Drainage, erneut Unacid i.v.
Serologie/Histologie: hochpositiver Francisella tularensis Titer, positiver Toxoplasmose Titer, übrige Serologie der lymphotropen Erreger negativ, histologisch granulomatöse Lymphadenitis vereinbar mit Tularämie, Therapie: Ciprofloxacin i.v.über 14 Tage.
Diskussion: Da epidemiologisch von einer hohen Dunkelziffer an Hasenpest-Infektionen ausgegangen wird, sollte sie differentialdiagnostisch bei abszedierenden Lymphknoteninfektionen in Erwägung gezogen werden.