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Chronischer Tinnitus: Abhängigkeit psychometrischer Parameter von Geschlecht, Alter und Tinnitusdauer
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Veröffentlicht: | 19. April 2011 |
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Einleitung: Unsere Studie zur Wirkung einer multimodalen 7-tägigen Tinnitustherapie hat gezeigt, dass Geschlecht und Alter der Patienten sowie Tinnitusdauer den Therapieerfolg beeinflussen. Um zukünftig Unterschiede bei Therapiebeginn berücksichtigen zu können, haben wir die Ausgangsdaten von Patienten mit chronischem Tinnitus hinsichtlich Geschlecht, Alter und Tinnitusdauer analysiert.
Methode: Die Daten wurden von 607 weiblichen und 573 männlichen Patienten (17–81 Jahre alt) erhoben. Gemessen wurden Hörverlust (0,5–8 kHz) und Tinnituscharakteristik. Psychometrische Parameter wurden mittels Tinnitusfragebogen (TF), Stressfragebogen (PSQ), Fragebogen zur proaktiven Stressbewältigung (PCI) und zum Kohärenzgefühl (SOC) ermittelt. Die Daten der Männer und Frauen wurden in je 3 Gruppen hinsichtlich Alter- und Erkrankungsdauer unterteilt.
Ergebnisse: Hörverlust und Tinnituslautheit waren bei Frauen geringer als bei Männern. Trotzdem hatten die Frauen höhere TF- und PSQ-Werte sowie niedrigere PCI- und SOC-Werte. Die Tinnitusdauer spielte bei den TF-Subskalen „Penetranz“ und „Hörprobleme“ sowie beim PCI eine Rolle. Die Werte wurden stark vom Alter und Geschlecht der Patienten beeinflusst. Der TF stieg bis ca. 60 Jahre an, blieb dann bei den Frauen konstant, wogegen er bei den Männern wieder abfiel. Der PSQ verringerte sich im Alter, war aber bei Frauen höher als bei Männern. Der PCI war ab 45 bei Frauen geringer als bei Männern. Der SOC stieg im Alter deutlich an, war aber bei Frauen geringer als bei Männern.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse haben gezeigt, dass es sinnvoll ist, die Therapieinhalte bei chronischem Tinnitus geschlechts- und altersspezifisch abzustimmen, um eine adäquate Reduzierung der Belastung bei allen Patienten zu erzielen.