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Atypische Pseudomonas aeruginosa-Felsenbeinosteomyelitis beim nicht prädisponierten Patienten
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Veröffentlicht: | 19. April 2011 |
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Fragestellung: Vorgestellt wird ein 80jähriger Patient, der sich 05/2010 akut mit Schwankschwindel, Doppelbildern und Kopfschmerzen vorstellte. Seit 09/2009 sei alio loco am linken Ohr mehrfach eine Paracentese bzw. Paukendrainage bei Rezidiv-Paukenerguss durchgeführt worden.
Verlauf: Links fanden sich mikroskopisch ein Paukenerguss bei mittelgradig- kombinierter Schwerhörigkeit, transnasal-endoskopisch eine Vorwölbung paratubär sowie eine Gaumensegel-, Stimmlippen- sowie partielle Augenmuskelparese. Ein Spontan- oder Provokationsnystagmus lag nicht vor, die Kalorisation ließ eine peripher-vestibuläre Untererregbarkeit links erkennen. Es erfolgten zunächst eine nasopharyngeale Spreizung eines Abszesses und Paukendrainage links, zweizeitig eine Mastoidektomie sowie die erregerspezifische Antibiose mit Ciprofloxacin als Dauermedikation für ein Jahr.
Ergebnisse: Es handelte sich um eine langsam, kontinuierlich fortschreitende Felsenbeinspitzenosteomyelitis Grad II mit retropharyngealer Abzedierung, Hirnnervenläsionen (VI, VIII, X) und phlegmonöser Thrombose des Sinus sigmoideus, später der oberen Vena jugularis interna. Nach mehrmonatiger Antibiose kam es zur allmählichen Rückbildung der Nervenläsionen, deren Restitution bzw. Grad der Defektheilung abzuwarten bleibt. Der Lokalbefund war reizfrei.
Schlussfolgerungen: Die Erreger der Ostitis machen einen otogen fortgeleiteten Prozess wahrscheinlich, wenngleich weder das Bild einer Otitis externa maligna lokal, noch ein Diabetes mellitus vorlagen. Auch eine metastatische Ursache des sehr seltenen Krankheitsbildes nach hochvirulentem Infekt ist möglich, daher sind eine lange Nachbehandlung und Kontrolle erforderlich.