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Risikostratifikation beim Oropharynxkarzinom zur Selektion für Deeskalationsstudien – Ergebnisse einer prospektiv erfassten, primär chirurgisch therapierten Kohorte
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Veröffentlicht: | 26. März 2015 |
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Einleitung: Für low-risk Oropharynxkarzinome (OSCC) wird eine Deeskalation der Therapie in klinischen Studien geprüft. Die notwendige Risikostratifizierung wurde auf Grundlage von Kohorten nach primärer Radiochemotherapie etabliert. Im Giessener Tumordokumenationssystem (GTDS) werden alle Kopf-Hals-Karzinome prospektiv systematisch erfasst. Ziel der Untersuchung ist, die Risikostratifizierung anhand einer primär chirurgisch therapierten Kohorte auf ihre Validität und Diskriminierung zu prüfen.
Methoden: 396 Patienten mit neu aufgetretenem OSCC wurden von 2000–2009 im GTDS eingeschlossen. Epidemiologische, klinische und histologische Risikoparameter wurden erfasst und Gewebeproben bezüglich HPV-DNA und p16 Immunhistologie ausgewertet. Die Nachbeobachtungszeit lag im Mittel bei 5,9 Jahre. Das Gesamt- und Rezidivfreie-Überleben, wurde mittels univariaten und multivariaten Analysen (Recursive Partitioning (RP) Analysis) bezüglich prognostischer Risikofaktoren ausgewertet.
Ergebnisse: 19,7% (75 von 380) der Patienten waren HPV-DNA/p16 positiv. Die Risikostratifizierung nach Ang et al. (NEJM 2010) ergab ein Gesamtüberleben nach 5 Jahren für low-risk von 84% (N=52), für intermediate-risk von 53% (N=37) und für high-risk von 35% (N=248), allerdings zeigen Verteilung der Gruppenstärke und Konfidenzintervalle eine ungünstige Diskrimination. Mittels der RP-Analyse wurde ein Modell für die Risikostratifizierung von primär chirurgisch therapierten OSCC entwickelt.
Schlussfolgerung: Die an primär radio-chemotherapierten Patienten entwickelte Risikostratifizierung für OSCC ist für primär chirurgisch behandelte Patienten nicht valide und für die Selektion einer Deeskalation ungeeignet. Entsprechend müssen für diese Patienten andere Algorithmen zur Risikoeinschätzung entwickelt werden.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.