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Lageabhängiger Drehschwindel, konstanter Tieftontinnitus und plötzlicher einseitiger Hörverlust als Erstsymptom einer Polycythämia vera
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Veröffentlicht: | 30. März 2016 |
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Gliederung
Text
Einleitung: Wir berichten über einen 77-jährigen Patienten der über eine akute Hörminderung rechts, Tinnitus sowie einen lagerungsabhängigen Drehschwindel klagte. Die Trommelfelle waren reizlos. Der Weber lateralisierte nach links. Im modifizierten Semont-Manöver nach links zeigte sich ein horizontaler Nystagmus. In der de-Kleijn-Probe zeigte sich ein nicht erschöpflicher horizontaler Nystagmus nach rechts bei Lagerung des Kopfes nach links. Die Tonaudiometrie zeigte rechts eine hochgradige Hörverschlechterung, links bestand eine altersentprechende Hörschwelle.
Verlauf: Bei aufgefallener Polyglobulie und LDH-Erhöhung wurde die Verdachtsdiagnose einer Polycythämia vera gestellt. Unter Berücksichtigung der Polyglobulie mit konsekutivem Hyperviskositätssyndrom wurde von einer ischämischen Genese der oben genannten Symptomkonstellation ausgegangen. Nach blutigen Aderläßen wurde der Hämatokrit gesenkt. In einer Kontrolluntersuchung 6 Wochen später zeigte sich das Hörvermögen rechts gebessert, die Schwindelsymptomatik bestand nicht mehr.
Diskussion: Fallbeschreibungen in der Literatur zu der oben genannten Symptomkonstellation mit der Diagnose einer Polycythämia vera sind eine Rarität. Nilo und Clayton Davis veröffentlichten 1965 hierzu einen Fallbericht über einen Patienten mit Polycythämia vera und Hörverschlechterung (1). Eine Hörverbesserung wurde entsprechend nach blutigen Aderlässen erreicht (2). Als pathophysiologisches Korrelat der Hörverschlechterung sowie der provozierbaren Schwindelsymptomatik im Zusammenhang mit einer Polycythämia vera liegt eine Ischämie zugrunde, da durch die Polyglobulie eine Erhöhung der Blutviskosität mit konsekutiver Verminderung der Mikrozirkulation im Endstromgebiet der Arteria labyrinthi resultiert.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.