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15. Internationales SkillsLab Symposium 2021

18.03. - 20.03.2021, online

Ärztliche Empathie und psychosozialer Stress bei Medizinstudierenden in schwierigen Gesprächssituationen mit Simulationspatient*innen

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Sabrina Wimmer - Medizinische Hochschule Hannover, Forschungs- und Lehreinheit Medizinische Psychologie, Hannover, Deutschland
  • presenting/speaker Birgit Hladschik-Kermer - Medizinische Universität Wien, Abteilung für Medizinische Psychologie, Wien, Österreich

15. Internationales SkillsLab Symposium 2021. sine loco [digital], 18.-20.03.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV2.6

doi: 10.3205/21isls29, urn:nbn:de:0183-21isls299

Veröffentlicht: 11. März 2022

© 2022 Wimmer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Zielsetzung: Bisherige Forschung hat gezeigt, dass psychosozialer Stress bei Medizinstudierenden zu den Hauptfaktoren zählt, welche die Entwicklung und Ausprägung ärztlicher Empathie im Medizinstudium beeinflussen. Die limitierte Anzahl an Untersuchungsergebnissen aus dem Bereich der medizinischen Ausbildungsforschung zu meist negativen Zusammenhängen zwischen psychosozialem Stress und ärztlicher Empathie bei Medizinstudierenden beschränkt sich jedoch auf Daten aus Selbsteinschätzungsfragebogen. Sich selbst als empathisch einzuschätzen (bzw. ärztliche Empathie als relevant zu erachten) bedeutet allerdings nicht zwangsläufig, sich empathisch zu verhalten, Empathie zu bekunden und entsprechend zu agieren. In dieser quantitativen Untersuchung soll deshalb erstmalig der Zusammenhang zwischen des selbsteingeschätzten Stressempfindens der Medizinstudierenden (MS) und der fremdeingeschätzten Empathiefähigkeit der Medizinstudierenden durch Simulationspatient*innen (SPs) in schwierigen Gesprächssituationen untersucht werden.

Methodik: Die Untersuchung fand im 3. Studienjahr des Diplomstudiums Humanmedizin an der Medizinischen Universität Wien im Rahmen der Lehrveranstaltung „Ärztliche Gesprächsführung B – Erwerb und Demonstration kommunikativer Kompetenzen in klinisch relevanten schwierigen Gesprächssituationen im Rollenspiel mit SPs“ im Sommersemester 2019 in allen sechs Unterrichtseinheiten statt. Die Fremdeinschätzung der Empathiefähigkeit der Medizinstudierenden durch SPs erfolgte mittels fünf visuellen Analogskalen (VAS-SP, angelehnt an die Jefferson Scale of Patient’s Perceptions of Physician Empathy von Kane et al., 2007). Für die Selbsteinschätzung des Stressempfindens der Medizinstudierenden kamen die deutschsprachige Perceived Stress Scale (PSS-10) in einer geringfügig adaptierten Version (Stress der letzten Woche) sowie eine weitere VAS-MS (Stress unmittelbar vor Gespräch) zum Einsatz (siehe Abbildung 1 [Abb. 1]).

Ergebnisse: Insgesamt nahmen 547 Medizinstudierende (Teilnahmerate: 84.3%) und 36 SPs (Teilnahmerate: 94.7%) an der Untersuchung teil, und 391 (VAS-SP/VAS-MS) bzw. 329 (VAS-SP/PSS-10) vollständige Datensätze gingen in die Subanalyse ein. Es zeigte sich nur ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen dem Stress der letzten Woche (PSS-10) und dem Stress unmittelbar vor dem Gespräch (VAS-MS), r(370)=.36, p<.01. Zwischen dem selbsteingeschätzten Stressempfinden und der fremdeingeschätzten Empathiefähigkeit ergab sich eine nicht-signifikante Korrelation: r(391)=.05, p=.30 bzw. r(329)=-.06, p=.31.

Schlussfolgerung: Die vorliegenden Ergebnisse liefern keine Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen dem selbsteingeschätzten Stressempfinden der Medizinstudierenden in schwierigen Gesprächssituationen und der fremdeingeschätzten Empathiefähigkeit der Studierenden durch SPs. Der subjektiv wahrgenommene Stress der angehenden Mediziner*innen vor schwierigen Gesprächssituationen lässt keine Rückschlüsse auf das Ausmaß der fremdeingeschätzten Empathiefähigkeit der Medizinstudierenden durch SPs zu.