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Angewandte Telemedizin in der pleoptisch unterstützenden Amblyopiebehandlung: Erste Ergebnisse der fernkontrollierten Sehschulung über eine „Datenautobahnbrücke“ Dresden-Ufa
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Veröffentlicht: | 16. Dezember 2015 |
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Hintergrund: Vorgestellt werden Pilotergebnisse eines gemeinsamen baschkirisch-deutschen Projektes auf dem Gebiet der angewandten Telemedizin. Gegenstand des Vorhabens ist die pleoptisch unterstützende Sehschulung bei Amblyopie unter Einsatz eines über das Internet betriebenen Visus-Stimulators.
Material und Methoden: 12 Kinder mit unterschiedlich ausgeprägter Amblyopie im Alter von 6-9 Jahren (mittleres Alter 8,7±1,14 Jahre) wurden einer zunächst nur 10-tägigen telemedizinisch unterstützenden pleoptischen Piotbehandlung unterzogen. Die Patienten wurden okkludiert lege artis, ihre Sehschulungssitzungen am Computer erfolgten unter Aufsicht einer Orthoptistin in der Ambulanz des Institutes und wurden von zunächst 5 Minuten täglich bis auf 15 Minuten täglich gesteigert.
Ergebnisse: Nach der Sehschulung erhöhte sich die Sehschärfe von 0,19±0,004 auf 0,24±0,004 (ohne) bzw. von 0,28±0,005 auf 0,32±0,004 (mit Dioptrienkorrektur), wobei die Verbesserungen abhängig waren vom Schweregrad der Amblyopie. Bei 25% der Patienten verminderten sich überdies die Refraktionswerte um 0,5 bis 1 dptr. Im Ergebnis der telemedizinisch unterstützenden Sehübungen erhöhte sich auch die Kontrastempfindlichkeit. Beim Test mit weißem Licht wurde in 91,6% der Fälle (p<0,01) eine von der Ortsfrequenz abhängige Verbesserung im niederen Bereich (0,5-1,4 cyc/deg) um 2,2 db, im mittleren Bereich (2,0-5,6 cyc/deg) um 1,8 dB und im höheren Bereich (8,0-22,0 cyc/deg) um 1,3 dB. Diese Werte lassen sich weiter aufschlüsseln nach unterschiedlichen Spektralanteilen (R/G/B) des Farbspektrums.
Diskussion und Schlussfolgerungen: Die Anwendung driftender Sinusoidalgitter von niedriger Ortsfrequenz im Rahmen einer 10-tägigen telemedizinischen Behandlung zur unterstützenden Stimulation des magnozellulären Systems erbrachte Verbesserungen im Bereich der Funktionalität des parvozellulären Sehens, die sich in erhöhter Sehschärfe und Kontrastsensitivität niederschlugen. Der Vorteil des Verfahrens besteht insbesondere darin, dass die im Rahmen der hier dargestellten ersten klinischen Erprobung nur ambulant in der Sehschule durchgeführten Übungen auf dem patienteneigenen PC zu hause über die interaktive telemedizinische Plattform auch über längere Zeit fortgeführt werden können, wobei die Compliance der Patienten bei den Sehübungen protokolliert wird und so durch die Ärzte kontrolliert werden kann.