gms | German Medical Science

30. Jahrestagung der Sachsen-Anhaltisch-Thüringischen Augenärztegesellschaft - SATh 30

Sachsen-Anhaltisch-Thüringische Augenärztegesellschaft e.V.

01.09. - 02.09.2023, Gera

Die Putschkowskaja-Plastik – alter Therapieansatz neu gedacht

Meeting Abstract

  • Tim Zenner - Halle/Saale
  • R. Wienrich - Halle/Saale
  • A. Viestenz - Halle/Saale
  • A. Viestenz - Halle/Saale

Sachsen-Anhaltisch-Thüringische Augenärztegesellschaft. 30. Jahrestagung der Sachsen-Anhaltisch-Thüringischen Augenärztegesellschaft – SATh. Gera, 01.-02.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23sath05

doi: 10.3205/23sath05, urn:nbn:de:0183-23sath050

Veröffentlicht: 6. September 2023

© 2023 Zenner et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Ausgeprägte Schädigungen der Kornea durch physikalische, chemische oder biologische Noxe können eine chirurgische Therapie zum Bulbuserhalt erforderlich machen. Die Hornhautaufnähung nach Putschkowskaja als primäre Versorgungsmöglichkeit bietet hierbei eine gute Möglichkeit zur Defektdeckung, bei der ein sklerokorneales Transplantat temporär auf der geschädigten Kornea fixiert wird und wie eine biologische Verbandskontaktlinse fungiert. Modifizierend kann die geschädigte Kornea entfernt werden, wobei die transplantierte Putschkowskaja-Plastik dauerhaft verbleibt.

Methodik: Fallbericht eines 67-Jährigen mit operativer Primärversorgung in den 1980er Jahren und sekundärer Rekonstruktion nach 38 Jahren durch eine modifizierte Putschkowskaja-Plastik.

Ergebnisse: 1981 erlitt der Patient eine beidseitige hochgradige Verätzung mit Ätznatron. Eine Primärversorgung erfolgte akut sowie 1982 mittels Putschkowskaja-Plastik am rechten Auge. Aufgrund der ausgeprägten Schädigung bestand eine beidseitige Limbusstammzellinsuffizienz, sodass in den Folgejahren links wiederholt perforierende Keratoplastiken nötig wurden. 38 Jahre später stellte sich der Patient notfallmäßig aufgrund einer rechtsseitigen Hornhautperforation mit Visusminderung von zuvor 1/40 Metervisus auf Lux vor. Es erfolgte eine Deckung nach Putschkowskaja in modifizierter Technik (Trepanation der eingetrübten Hornhaut und Aufbringen eines tektonischen 15 mm Sklero-Limbo-Korneal-Transplantates) sowie eine Linsenextraktion und Implantation einer Hinterkammerlinse. Postoperativ wurde neben einer lokalen eine systemische immunsupprimierende Therapie mit Prednisolon und Myfortic zur Abstoßungsprophylaxe etabliert. In den Kontrollen imponierte der Patient nach Befundstabilisierung mit einem Visusanstieg auf 0,6.

Schlussfolgerung: Neben dem Ziel der Primärversorgung großer kornealer Defekte zum Bulbuserhalt kann mit der modifizierten sklerokornealen Transplantation nach Putschkowskaja eine Visusrehabilitation erreicht werden. Hierbei beugt die im Transplantgebiet enthaltene Limbusregion Komplikationen einer ehemals von Stammzellinsuffizienz betroffenen Kornea vor. Da anders als bei einer konventionellen perforierenden Keratoplastik die immunprivilegierte Situation des Transplantates nicht gewährleistet ist, kann die Prophylaxe vor einer Abstoßungsreaktion des Transplantates durch eine dauerhafte systemische Immunsuppression gelingen. Hierfür kann eine Kombinationstherapie zur Reduktion der Dauerprednisolongabe eingesetzt werden.