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Postductale Aortenisthmusstenose bei einem fast 18-Jährigen als Ursache von akuten Gedeihstörungen
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Veröffentlicht: | 6. Mai 2016 |
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Die Abklärung von Gedeihstörungen ist in der Pädiatrie regelmäßig notwendig. Bei Säuglingen und Kleinkindern spielen neben akuten Infektionen und Nahrungsunverträglichkeiten vor allem auch angeborene oder erworbene Organanomalien eine bedeutende Rolle. Demgegenüber sind bei Jugendlichen vor allem psychische Erkrankungen (Eßstörungen), chronisch entzündliche Erkrankungen oder Malignome zu berücksichtigen. Vom Allgemeinmediziner wurde uns ein fast 18-jähriger junger Mann zur Abklärung eines akuten, ungewollten Gewichtsverlustes von ca. 8 kg (knapp 10 % des Körpergewichtes) in den letzten Wochen eingewiesen. Seit etwa 2-3 Wochen hätte der Patient keinen Appetit und würde über morgendliche Übelkeit klagen. Kurz nach den Mahlzeiten würde er Unterbauchschmerzen bei unauffälligem Stuhlverhalten entwickeln, nicht erbrechen, kein Fieber haben und keine allgemeinen Infektionszeichen zeigen. Miktionsbeschwerden oder Regurgitationen wurden negiert. Bei der klinischen Untersuchung des altersgerecht entwickelten Mannes (69 kg) fielen ein bis dato unbekanntes 2/6-Systolikum, ein hypertoner Blutdruck an den oberen Extremitäten mit deutlicher Differenz zum Blutdruck an den Beinen und schwache Femoralispulse auf. Das EKG zeigte eine mäßige Linksherzhypertrophie. In der Echokardiographie wurden in der Aorta descendens eine deutliche Flussgeschwindigkeitsbeschleunigung bis 4 m/s mit Turbulenzen im Farbdoppler sowie eine Reduktion der Flussgeschwindigkeit in der Aorta abdominalis festgestellt. Der Verdacht einer ISTA bestätigte sich in der MR-Angiographie mit Nachweis ausgeprägter Kollateralgefäße, so dass der Patient in ein kinderkardiologisches Zentrum überstellt wurde. Vom Gesetzgeber vorgeschriebene regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen solten die Erhebung eines gründlichen klinischen Status mit Palpation der Femoralispulse und RR-Messung beinhalten. Wäre dies bei unserem Patienten geschehen, hätten Diagnostik und Therapie mit hoher Wahrscheinlichkeit früher erfolgen können.