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63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

21.-24.06.2023, Reutlingen

Pulmonale BCGitis – ein Zufallsbefund – und jetzt?

Meeting Abstract

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  • Corinna Hauf - Marienhaus Klinikum Hetzelstift Neustadt/Weinstraße

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Reutlingen, 21.-24.06.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV4.8

doi: 10.3205/23swdgu037, urn:nbn:de:0183-23swdgu0375

Veröffentlicht: 20. Juni 2023

© 2023 Hauf.
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Gliederung

Text

Einleitung: Bei der intravesikalen BCG-Instillation kann es durch Schleimhautverletzungen zur disseminierten Aussaat vom BCG in sämtliche Organe kommen. Oft bleibt dies unerkannt, da selten Symptome auftreten. Wird eine asymptomatische, pulmonale BCGitis als Zufallsbefund diagnostiziert, handelt es sich um eine Erkrankung, für die kein festes, leitliniendefiniertes Behandlungsschema vorliegt.

Methode: Es handelt sich um eine Fallbeschreibung, die anhand der klinischen Untersuchungsbefunde und Bildgebungen sowie den labormedizinischen und mikrobiologischen Untersuchungsergebnissen aufgearbeitet wurde. Zudem erfolgte eine ausführliche Literaturrecherche.

Ergebnisse: Bei einem 53-jährigen Patienten mit unifokalem, nicht-muskelinvasiven high risk Urothelkarzinom der Harnblase kam es retrospektiv im Rahmen der intravesikalen BCG-Induktionstherapie durch ein Harnröhrentrauma zur BCG-Aussaat. Im Verlauf wurde zur Abklärung einer asymptomatischen Nierenbeckenkelchektasie ein CT-IVP durchgeführt, bei dem nebenbefundlich der V.a. auf eine pulmonale Tuberkulose gestellt wurde. Hieraufhin erfolgte die Vorstellung des Patienten in einer Pulmonologie sowie Infektiologie zur weiteren Diagnostik und interdisziplinären Betreuung. Das klinische Bild sprach für eine asymptomatische, pulmonale BCGitis, ohne dass ein Erregernachweis gelang. In Kenntnis des Sachverhalts, dass der Nachweis von BCG außerhalb der Blase nur in seltenen Fällen gelingt, wurde die Gesamtkonstellation individuell bewertet. Es fiel die Entscheidung, eine tuberkulostatische Tippeltherapie (Ethambutol für zwei Monate, Isoniazid und Rifampicin für sechs Monate) durchzuführen, um eine weitere Disseminierung z.B. im Rahmen einer Immunsuppression in der Zukunft zu vermeiden und die BCGitis damit prophylaktisch zu behandeln. Die intravesikale Instillationstherapie mit BCG wurde nicht mehr fortgesetzt, sondern auf Mitomycin C umgestellt. Zur Beurteilung des Therapieerfolgs der pulmonalen BCGitis erfolgten bildgebende Verlaufskontrollen (CT/MRT Thorax) zunächst im 3-monatigen Rhythmus.

Schlussfolgerung: Die meisten pulmonalen BCGitiden bleiben nach Expertenmeinung vermutlich unentdeckt und heilen folgenlos aus, da sie selten symptomatisch werden und daher nicht diagnostiziert werden. Die pulmonale BCGitis ist meist ein Zufallsbefund im Rahmen von bildgebender Diagnostik, die aufgrund einer anderen Indikation erfolgt. Da keine konkreten Leitlinienempfehlungen zur Behandlung der asymptomatischen BGCitis vorliegen, unterliegt das therapeutische Vorgehen einer individuellen Risikoabwägung, die im interdisziplinären Team aus Pulmonologen, Infektiologen und Urologen getroffen werden sollte. Nicht vergessen werden darf, dass eine asymptomatische BCGitis dem Paul-Ehrlich-Institut gemeldet werden muss, da es sich um eine unerwünschte Arzneimittelwirkung handelt. Nach dem Infektionsschutzgesetzt ist die asymptomatische BCGitis nicht meldepflichtig, da sie nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden kann.