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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Evaluation einer telemedizinischen Anwendung von Personen mit chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen – ein Mixed-methods-Design

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Julia Cummerow - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland
  • Uta Clausen - Medizinische Qualitätsgemeinschaft Rendsburg eG, Rendsburg, Deutschland
  • Jost Steinhäuser - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-05-01

doi: 10.3205/23degam025, urn:nbn:de:0183-23degam0252

Published: September 27, 2023

© 2023 Cummerow et al.
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Text

Hintergrund: Bei der Behandlung von Patient:innen mit chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen ermöglichen telemedizinische Konzepte die Erfassung von Spirometriedaten im häuslichen Bereich und deren Übermittlung an die behandelnden Hausärzt:innen. Im Projekt „Telemedizinische Lungenfunktionsapp mit Vernetzung (TeLAV)“ erhalten Patient:innen mit Asthma bronchiale bzw. Chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) für ein Jahr ein digitales Heimspirometriegerät. Die Lungenfunktionsparameter werden mittels zugehöriger App an ein digitales Arztportal übermittelt, auf welchem die Hausärzt:innen die Daten monitoren können. Ziel der Evaluation war die Handhabbarkeit der verwendeten telemedizinischen Anwendungen.

Fragestellung: Was sind Determinanten der Anwendung eines digitalen Heimspirometers, der zugehörigen App und des digitalen Ärzteportals?

Methoden: Die Evaluation erfolgt im Mixed-methods-Design. Seit März 2022 werden Telefoninterviews mit Patient:innen und Hausärzt:innen durchgeführt. Es erfolgt die qualitative Analyse nach Mayring. Zusätzlich wurden quantitativ Qualitätsindikatoren, Fragen zur Patientenzufriedenheit mit der Behandlung chronischer Erkrankungen sowie praxisspezifische Angaben erfasst.

Ergebnisse: Es nahmen bisher 85 Patient:innen aus 13 Praxen an dem laufenden Projekt teil. Eine krankheitsbezogene Schulung vor Einschreibung erhielten 29% der Patient:innen. Von den Raucher:innen hatten 25% eine Beratung zur Tabakentwöhnung erhalten. Der Prozentsatz der Zufriedenheit mit der medizinischen Versorgung ihrer chronischen Erkrankung lag bei den Teilnehmenden im Durchschnitt bei 72%.

In den derzeit 19 geführten Telefoninterviews wurden als fördernde Faktoren der digitalen Anwendungen eine gesteigerte Selbstwirksamkeit sowie eine positive Wahrnehmung der Kontrollmöglichkeit identifiziert. Auf ärztlicher Seite wurden Barrieren hinsichtlich der erforderlichen technischen Einweisung gesehen.

Diskussion: Obwohl die Zufriedenheit mit der medizinischen Versorgung hoch ist, deutet sich ein Optimierungsbedarf der Häufigkeit der krankheitsbezogenen Aufklärung und Beratung zur Raucherentwöhnung an. Während die Akzeptanz der digitalen Anwendungen auf ärztlicher und Patient:innens-Seite bisher gut erscheint, zeichnen sich Hürden bei einer langfristigen Etablierung im Praxisalltag ab.

Take Home Message für die Praxis: Die Zufriedenheit mit der Anwendung auf Seiten von Behandelnden und Patient:innen ist hoch. Inwieweit sich der Ansatz im prall gefüllten Alltag implementieren lässt, wird u.a. von der Incentivierung abhängig sein.