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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Hausarztzentrierte Versorgung und Nachhaltigkeit der Versorgungsqualität in der älteren Bevölkerung unter besonderer Betrachtung des Pandemie-Jahres 2020

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Dorothea Lemke - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Catriona Friedmacher - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Anastasiya Glushan - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Renate Klaaßen-Mielke - Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (AMIB), Bochum, Deutschland
  • Claudia Witte - aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Deutschland
  • Ferdinand M. Gerlach - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Kateryna Karimova - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-18-06

doi: 10.3205/23degam106, urn:nbn:de:0183-23degam1060

Published: September 27, 2023

© 2023 Lemke et al.
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Text

Hintergrund: Das Jahr 2020 markiert den Beginn der COVID-19-Pandemie. Relativ am Anfang wurde klar, dass ältere Menschen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung haben. Das Jahr war gekennzeichnet durch umfangreiche Einschränkungen (Lockdowns), die die routinierte Versorgung von chronisch erkrankten Patienten erschwert haben.

Fragestellung: Im Folgenden soll untersucht werden, wie sich die Versorgungsqualität älterer Menschen im Jahr 2020 im Vergleich von hausarztzentrierter (HZV) zur Regelversorgung (RV) gestaltet und zusätzlich im Zeitvergleich (2011–2020) entwickelt hat. Die Versorgungsqualität wird durch verschiedene Indikatoren, wie z.B. Influenza-Impfung, Krankenhausenthalte, potenziell inadäquate Medikation (PIM), operationalisiert.

Methoden: Für diese Analysen wurden Versichtertendaten der AOK Baden-Württemberg in einem querschnittlichen Design für 2020 und in einem longitudinalen Design für 2011 bis 2020 ausgewertet. Ein Vergleich der AOK-Versicherten wird auf Grundlage der Versorgungsform (Hausarztzentrierte vs. Regelversorgung) durchgeführt. Es werden statistische Modelle gerechnet, die durch ein umfangreiches Set an Einflussfaktoren adjustiert wurden.

Ergebnisse: Bei den Influenza-Impfungen ist der deutlichste Unterschied zwischen HZV und Regelversorgung sichtbar – in 2020 wurden 8% mehr Impfung bei HZV-Versicherten durchgeführt, das entspricht im Mittel rund 35.000 mehr Impfungen. Bei den Krankenhausenthalten macht der Unterschied im Mittel 3% aus und entspricht ungefähr 11.000 weniger Aufenthalte in der HZV-Gruppe. Bei den PIM zeigt sich Unterschied im Mittel von 2% mit ungefähr 6.500 PIM-Verordnungen weniger in der HZV-Gruppe. Im longitudinalen Vergleich bleiben die Unterschiede zwischen HZV- und RV-Gruppe relativ stabil zugunsten der HZV.

Diskussion: Während der Pandemie-Zeit mit den harten Lockdowns zeigen HZV-Versicherte bessere Ergebnisse bzgl. der untersuchten Versorgungsindikatoren. Besonders ausgeprägt ist der Unterschied bei den Influenza-Impfungen, hier hat die COVID-19-Infektion die Impfbereitschaft in der Allgemeinbevölkerung deutlich erhöht. Dennoch werden die Versicherten in der HZV-Gruppe deutlicher häufiger gegen Influenza geimpft als in der RV-Gruppe.

Take Home Message für die Praxis: Die Ergebnisse sprechen für eine höhere ambulante Versorgungskontinuität und damit -qualität für Patienten in der Hausarztzentrierten Versorgung besonders in Krisenzeiten wie der Pandemie.