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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Lipidstoffwechselstörungen in BaWü: eine Sekundärdaten-basierte Querschnittsanalyse im Jahr 2020 mit zwei Vergleichsgruppen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Catriona Friedmacher - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Dorothea Lemke - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Anastasiya Glushan - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Renate Klaaßen-Mielke - Ruhr-Universität Bochum, Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (AMIB), Bochum, Deutschland
  • Claudia Witte - aQua – Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Deutschland
  • Ferdinand M. Gerlach - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Kateryna Karimova - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Institut für Allgemeinmedizin, Frankfurt am Main, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-19-03

doi: 10.3205/23degam109, urn:nbn:de:0183-23degam1090

Published: September 27, 2023

© 2023 Friedmacher et al.
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Hintergrund: Lipidstoffwechselstörungen (LSW) sind bedeutende Risikofaktoren für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders bei einer familiären Hypercholesterinämie (FH) besteht ein erhöhtes Risiko eines vorzeitigen Herzinfarkts (HI) oder Schlaganfalls (SA). Statin-Therapie wird von internationalen/nationalen Leitlinien als Mittel der ersten Wahl der primären und sekundären Prävention einer koronaren Herzkrankheit (KHK) empfohlen. Eine umfangreiche und strukturierte Primärversorgung spielt eine wesentliche Rolle in der Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen.

Fragestellung: Unterscheidet sich die Versorgung von Patienten/-innen mit LSW in der Regelversorgung (RV) von einem strukturierten und koordinierten hausärztlichen Modell (z.B. HZV).

Methoden: Retrospektive Querschnittanalyse von Versichertendaten der AOK BaWü im Jahr 2020: 3 Kohorten (LSW, FH, KHK), im Vergleich HZV zur RV. Leitliniengerechte Pharmakotherapie, Krankenhausaufenthalte und klinische Endpunkte wurden mittels multivariater Analysen, adjustiert durch umfangreiche Störfaktoren, analysiert.

Ergebnisse: Das Hospitalisierungsrisiko war in allen Kohorten in der HZV-Gruppe geringer. Bei Statin-Verordnungen war ein signifikanter Unterschied zugunsten der HZV-Gruppe zu beobachten. In allen Kohorten war die Anzahl der Statin-Verordnungen in der HZV-Gruppe höher als in der RV-Gruppe. In der KHK-Kohorte haben 72% eine Statin-Verordnung erhalten, gegenüber 47% der LSW- und 47% der FH-Gruppe. Der Anteil der Hochdosis Statin-Verordnungen lag in allen Kohorten bei 25%. Der Anteil der Patient/-innen mit kodierter Statin-Unverträglichkeit war <0,15%. In der HZV waren in allen Kohorten niedrigere HI- und SA-Raten sowie ein niedrigeres Gesamtmortalitätsrisiko in der KHK-Kohorte zu beobachten. 70% der Statin-Verordnungen wurden von HÄ verschrieben gegenüber 30% von FÄ.

Diskussion: Die vorliegenden Ergebnisse zeigen deutlich die Vorteile einer strukturierten und damit optimierten Primärversorgung (weniger Krankenhausaufenthalte, präventive Therapie, weniger HI-/SA-Diagnosen). Jedoch ist Verbesserungspotenzial bei der Pharmakotherapie zu beobachten, besonders bei Hochdosis-Statinen. Uneinheitliche Handlungsempfehlungen zur Lipidsenker-Therapie (feste Dosis versus Zielwertstrategie, Primärprävention) von Fachgesellschaften könnten zu Unsicherheit führen.

Take Home Message für die Praxis: Bei einer strukturierten und koordinierten hausärztlichen Versorgung ist die primäre und sekundäre präventive Versorgung von kardiovaskulären Erkrankungen überlegen und dadurch das Risiko von Hospitalisierung und Komplikationen niedriger.