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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Die Auswirkungen der deutschen Wiedervereinigung auf Thüringer Hausärzt:innen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Rhea Henkel - Universitätsklinikum Jena, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Jutta Bleidorn - Universitätsklinikum Jena, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Hariet Kirschner - Universitätsklinikum Jena, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Institut für Allgemeinmedizin, Jena, Deutschland
  • Nikolaus Knoepffler - Friedrich Schiller Universität Jena, Institut für Geschichte der Medizin, Jena, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocP-03-05

doi: 10.3205/23degam173, urn:nbn:de:0183-23degam1730

Published: September 27, 2023

© 2023 Henkel et al.
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Outline

Text

Hintergrund: Das Gesundheitswesen der Bundesrepublik, insbesondere das kassenärztliche System als Träger der ambulant-ärztlichen Versorgung unterscheidet sich grundlegend von der ambulanten Versorgungsstruktur der DDR. Mit der deutschen Wiedervereinigung wurde dieses westdeutsche System auf den Osten Deutschlands in kaum modifizierter Form übertragen. Diese Umstellung bedeutete für die Hausärzt:innen als zentrale Träger:innen der ambulanten Versorgung eine große Veränderung, die es zu bewältigen galt.

Fragestellung: Wie sehen die Hausärzt:innen die mit der Wiedervereinigung einhergehenden Veränderungen im ambulanten Versorgungssystem aus heutiger Perspektive?

Methoden: Von Januar 2023 bis Mai 2023 wurden zehn leitfadengestützte Interviews mit zur Wendezeit praktizierenden Hausärzt:innen in Thüringen geführt und mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Der Leitfaden enthält Fragen zum Erleben des Umbaus der ambulant-ärztlichen Versorgung, dem Übergang in die Niederlassung und den damit verbunden Herausforderungen, Sorgen und Emotionen sowie den daraus resultierenden Auswirkungen auf die Befragten. Weiterhin werden auch Vor- und Nachteile des poliklinischen und kassenärztlichen Versorgungssystems erfragt.

Ergebnisse: Die Auswertung der Interviews wird bis Ende Juni 2023 abgeschlossen sein. Erste Ergebnisse geben Hinweis darauf, dass der Übergang in die Niederlassung für alle Befragten als große Umstellung wahrgenommen wurde. Es zeigt sich, dass sie alle ähnlichen Herausforderungen gegenüber standen, diese jedoch sehr unterschiedlich bewerten. Wesentliche Aspekte waren bspw. die Verschuldung, die sich im Rahmen der Praxisgründung ergab aber auch die Erwartung, an eine unbeschränktere hausärztliche Tätigkeit, die von vielen als Chance begriffen wurde.

Die vollständige Analyse wird darstellen, welche weiteren Auswirkungen der Übergang in die Niederlassung für die Befragten hatte und wie die vertragsärztliche Tätigkeit aus heutiger Sicht von ihnen eingeschätzt wird.

Diskussion: Die Herausforderungen und Chancen, die die Niederlassung für die Befragten mit sich brachte, werden vor dem Hintergrund der Fragestellung diskutiert.

Take Home Message für die Praxis: Die Perspektive Thüringer Hausärzt:innen auf die Wiedervereinigung aufzuarbeiten ist relevant, um ein generationenübergreifendes Verständnis für die Herausforderungen und Chancen der „Wende“ zu schaffen.