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57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)

28. - 30.09.2023, Berlin

Medication without harm – Risiken und Nebenwirkungen erkennen mit der AMTS Pocket Card für Arzt und Apotheker

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Marian Poetzsch - Klinikum Fürstenfeldbruck, Zentrale Notaufnahme, Fürstenfeldbruck, Deutschland
  • Barbara Geyer - Johannes-Apotheke, Apotheke, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. 57. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Berlin, 28.-30.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocP-03-06

doi: 10.3205/23degam174, urn:nbn:de:0183-23degam1748

Published: September 27, 2023

© 2023 Poetzsch et al.
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Hintergrund: Jede 6. Hospitalisierung wird laut einer britischen Studie direkt oder mittelbar durch eine Arzneimittelnebenwirkung (UAW) bedingt. Polypharmazie und Multimorbidität tragen dazu bei [1].

Fragestellung: Auf Initiative der Zentralen Notaufnahme (ZNA) wurde eine Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) Pocket Card entworfen, die für häufige UAWs – in Form ausgewählter Symptome bzw. Laborbefunde – mögliche medikamentöse Auslöser und Risikokonstellationen aufführt.

Methoden: Auf Basis von Erfahrungen des monatlichen interdisziplinären Qualitätszirkels aus Medizinern und Stationsapothekern und der einwöchigen Hospitation einer Pharmazeutin in der ZNA des Klinikums Fürstenfeldbruck wurden relevante Themenkomplexe festgelegt. Diesen wurden als Auslöser bedeutsame Arzneistoffe, Wechselwirkungen und Risikofaktoren durch Literatur-recherche zugeordnet und eine Kitteltaschenkarte erstellt. Nach einer 3-monatigen Praxisphase in der ZNA erfolgte die inhaltliche Finalisierung.

Ergebnisse: Die Darstellung erfolgt tabellarisch auf zwei Seiten, zum einen nach verschiedenen Beschwerdebildern, zum anderen nach Laborwertveränderungen. Als Beschwerdebilder sind unter anderem gelistet Sturz (durch Sedierung, Antihypertensiva), gastrointestinale Beschwerden (durch Antibiotika, nicht steroidale Antirheumatika NSAR, Opioide) und Blutungen (durch Antikoagulantien, Thrombozytenaggregationshemmer TAH, NSAR, systemische Glukokortikoide, selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer SSRI und insbesondere deren Kombination).

Auffälligkeiten in den Laborwerten umfassen Elektrolytstörungen (Kalium-Spiegel durch Diuretika, Cotrimoxazol; Hyponatriämie durch Antidepressiva, Antiepileptika, Thiazide), erhöhte Nierenretentions-parameter (z.B. Triple Whammy aus NSAR + Diuretikum + ACE-Hemmer/Sartan) und Leberwerterhöhung.

Diskussion: Die AMTS Pocket Card sensibilisiert dafür, eine laufende medikamentöse Therapie mit deren Risiken und Nebenwirkungen als möglichen Auslöser für neu aufgetretene Beschwerden und Komplikationen beim Patienten in Betracht zu ziehen, sowohl in der ZNA als auch in der ambulanten Sprechstunde oder beim Gespräch in der Apotheke.

Take Home Message für die Praxis: Pocket Cards können im Praxis-Alltag eine Unterstützung bei der medikamentösen Therapie der Patienten darstellen.