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Transparent und objektiv? Eine Analyse von Gesundheitsinformationen auf Webseiten von Pharma-Unternehmen
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Published: | March 6, 2018 |
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Hintergrund: Viele Pharma-Unternehmen informieren auf ihren Webseiten über Erkrankungen und Therapiemöglichkeiten. Um Glaubwürdigkeit zu erreichen, sollten auch diese Gesundheitsseiten auf formalen und inhaltlichen Grundsätzen beruhen. Dazu gehört eine transparente Darstellung des methodischen Vorgehens. Der Beitrag analysiert, ob Online-Informationen von Pharma-Unternehmen Anforderungen an gute Gesundheitsinformationen erfüllen.
Methoden: Im September 2017 erfolgte eine Recherche nach Angeboten von Mitgliedern des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller e.V in Deutschland. Die Gesundheitsinformationen wurden hinsichtlich Werbefreiheit, Methodenpapier, Experten- und Patientenbeteiligung sowie Angaben zu Herausgebern, Autoren, Aktualität, Quellen und Finanzierung überprüft. Zudem untersuchten zwei Gutachter unabhängig voneinander, inwieweit inhaltliche Aspekte, z. B. Aussagen zu Unsicherheiten oder Alternativen, in Web-Informationen zu Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen berücksichtigt wurden.
Ergebnisse: Es wurden insgesamt 160 Webseiten von 29 Unternehmen eingeschlossen. 12 Unternehmen (41%) hatten 5 oder mehr Web-Angebote (Maximum: 26). Auf allen Webseiten war der Herausgeber erkennbar. Viele Seiten waren werbefrei (82%). Allerdings warben 4 Webseiten (2,5%) offen für ein rezeptfreies Medikament. Zugrundeliegende Quellen waren von 60 Angeboten (38%) angegeben. Auf 135 Webseiten (84%) fehlte ein Datum zur Erstellung oder Aktualisierung der Information. Auch Hinweise auf Autoren, zur Finanzierung sowie zur Experten- und Patientenbeteiligung waren bei dem Großteil der Webauftritte nicht zu finden (≥ 90%). Nur eine Webseite (0,6%) präsentierte ein Methodenpapier.
Die zusätzliche Analyse auf 17 krankheitsspezifischen Webseiten ergab, dass alle Behandlungsalternativen nannten. Mehr als die Hälfte von ihnen enthielt weiterführende Links und Adressen (82%) oder berichtete Nutzen und Schaden von Behandlungen (59%). Demgegenüber äußerten sich die meisten Texte nicht zu Unsicherheiten (71%) oder berücksichtigten keine patientenrelevanten Endpunkte (65%).
Schlussfolgerung: Anforderungen an verlässliche Gesundheitsinformationen werden von Pharma-Unternehmen noch zu wenig umgesetzt. Wenn diese Anbieter keine Angaben zur Transparenz der eigenen Arbeit darlegen, sind ihre Gesundheitsseiten als Informationsquelle für Verbraucher und Patienten ungeeignet. Dadurch wird der Eindruck verstärkt, dass die Unternehmen vorrangig kommerzielle Interessen verfolgen.