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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 16.09.2023, Osnabrück

Die Bedeutung des sozialen Austauschs in medizindidaktischen Präsenzkursen

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Ursula Stadlberger - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin (DAM), München, Deutschland
  • Johanna Huber - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin (DAM), München, Deutschland
  • Karolin Dospil - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin (DAM), München, Deutschland
  • Martin R. Fischer - Klinikum der Universität München, LMU München, Institut für Didaktik und Ausbildungsforschung in der Medizin (DAM), München, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Osnabrück, 14.-16.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocP-08-12

doi: 10.3205/23gma275, urn:nbn:de:0183-23gma2753

Published: September 11, 2023

© 2023 Stadlberger et al.
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Text

Fragestellung/Zielsetzung: Im klinischen Alltag von Lehrenden in der Medizin steht die Lehre nach Patientenversorgung und Forschung oft an letzter Stelle, obwohl sie ein Alleinstellungsmerkmal der Universitätskliniken ist. Daher ist es wichtig, geschützte Zeit und Raum für die Weiterentwicklung der Lehre zu bieten, um die Lehridentität der Dozierenden zu stärken. Dabei hat der persönliche Austausch einen sehr großen Stellenwert. Dieser findet meist in den Pausen oder nach Kursende statt und ist in reinen Online-Formaten oftmals nicht gegeben. Diese Diskrepanz soll im Vortrag genauer betrachtet werden.

Methoden: An der LMU München wird dieser Raum für Lehre im Rahmen eines 4-tägigen Intensiv-Seminars Lehre (MeCuM InSeL) für Lehrende in der Medizin explizit geschaffen. Nach einer Online-Vorbereitungsphase folgt ein 4-tägiger Präsenzkurs in einem Seminarzentrum. In einer anschließenden Transferphase setzen die Teilnehmenden ihre neuen Lehrkonzepte um. Zuletzt stellen sie ihre Lehrkonzepte auf einem Symposium vor und diskutieren sie mit anderen Dozierenden, sowie mit Lehrbeauftragten und Studierenden. Neben dem offensichtlichen gibt es im Kurs auch ein verstecktes Curriculum: sozialer Austausch und Vernetzung. Aufgrund von COVID-19 musste das MeCuM InSeL auf ein reines Online-Konzept umgestellt werden. Die Evaluationsdaten der Kurse haben gezeigt, dass das versteckte Curriculum im Rahmen des Online-Kursformats nicht erfüllt werden konnte.

Ergebnisse: Im Vergleich der Evaluationsergebnisse wurden die Präsenzkurse (n=28, M=1,5, SD=0,6) bei dem Item „Durch die Teilnahme am Kurs konnte ich mich über mein Fach hinaus mit anderen Lehrkräften vernetzen“ besser bewertet als die reinen Online-Kurse (n=29, M=2,7, SD=1), (Fünf-Punkte-Likert-Skala, 1=am besten). Qualitative Freitextantworten untermauern dies.

Diskussion: Es ist möglich, didaktisch sinnvoll reine Online-Fakultätsentwicklungsprogramme durchzuführen. Dennoch ist es vor allem im klinischen Umfeld schwierig, über die Online-Meetings hinaus soziale Bindungen und Austausch über die medizinische Lehre zu schaffen, vor allem wenn die Teilnehmenden von ihrem Arbeitsplatz in der Klinik aus teilnehmen. Durch die Bereitstellung von einem geschützten Raum für persönliche soziale Interaktion scheint sich ein stärkeres und nachhaltiges Netzwerk für eine bessere Lehre zu entwickeln. Weitere Forschung zur Netzwerkanalyse scheint notwendig und vielversprechend, um diesen vermuteten Effekt besser zu verstehen.

Take Home Message: Für einige Themen, wie z.B. digitale Lehrmethoden, sind reine Online-Kurse sinnvoll. Mit dem Ziel, den Austausch und den Geist der Lehre innerhalb einer Fakultät zu fördern scheint es jedoch notwendig, einen geschützten und wertschätzenden Raum für Diskussion über die Verbesserung der Lehre zu bieten.