gms | German Medical Science

Hintergrund: Educational Escape Games sind die didaktisch und methodisch aufbereitete Form des bekannten Gesellschaftsspiels und ermöglichen Lernenden aktiv und selbstbestimmt Wissen zu erwerben, Fähigkeiten zu trainieren und kritisches Denken, Problemlösestrategien sowie Kreativität zu entwickeln. Sie eignen sich zur Wiederholung und Anwendung von Lehrinhalten und motivieren die Lernenden. Studien zeigen, dass sie die Entwicklung kommunikativer Fähigkeiten und Teamarbeit fördern.

Ziel: Die Lehrmethode des Educational Escape Game wurde am Ende des 4. Fachsemester des Studiengangs Hebammenwissenschaft zur Wiederholung von theoretischen Lerninhalten und praktischem Training notwendiger Fähigkeiten zum Management des geburtshilflichen Notfalls Postpartum Hemorrhage (PPH) eingesetzt. Es sollte erprobt werden, ob die mit dem Training verbundenen Lernziele mit der Methode weitgehend erreicht werden können und sich die Studierenden anschließend sicherer im Management fühlen.

Methodik: Es wurde ein Escape Room Game konzipiert, dass in vier physischen Räumen die verschiedene Blutungsursachen der PPH sowie das Management in unterschiedliche geburtshilfliche Settings thematisiert. Die Studierenden erhielten pro Raum jeweils 25 min. Zeit für die Lösung von Rätseln und Aufgaben. In einer abschließenden Besprechung wurden Lösungswege, Entscheidungen sowie Teamarbeit in den Gruppen reflektiert und Erkenntnisse für das eigene Lernen und praktische Arbeiten thematisiert. Insgesamt nahmen 43 Studierende in drei Durchgängen am Escape Room teil.

Um den Einsatz der Lehrmethode zu evaluieren, sollten die Studierenden im Rahmen der Nachbesprechung für sich einschätzen, ob sie die Ziele der Veranstaltung erreicht hatten. Da zu diesem Zeitpunkt keine wissenschaftliche Evaluation geplant war, sind die Ergebnisse nicht wissenschaftlich verallgemeinerbar und erlauben keine wissenschaftlichen Schlussfolgerungen.

Ergebnisse: Die Rückmeldungen zeigten, dass sich die meisten Studierenden nach dem Training besser in der Lage sahen, die Ursache einer PPH abzuklären und die notwendigen Maßnahmen zu treffen. Die Studierenden fühlten sich zudem in ihrem Handeln sicherer, solange sie sich in der simulierten Umgebung befanden. Trotz der Heterogenität der Gruppen, die unterschiedliche Leistungsniveaus aufwiesen, empfanden alle Studierenden die Methode als spannend, motivierend und hilfreich, ihren Wissenstand zu überprüfen.

Relevanz: Educational Escape Games stellen eine innovative Lehrmethode der hochschulischen Lehre dar, die sich insbesondere zur Wiederholung und Anwendung komplexerer Lerninhalte eignet.

Empfehlungen: Aufgrund der in der Literatur genannten Vorteile der Methode, ist der Einsatz in der Lehre allgemein empfehlenswert. In Hinblick auf den Einsatz von Escape Rooms für Lehrveranstaltungen zur PPH muss zukünftig mit wissenschaftlichen Methoden überprüft werden, ob sich dieses Lehrformat tatsächlich eignet, um angestrebte Ziele zu erreichen.

Die Vorbereitung der Lehrmethode ist zeit- und ressourcenintensiv, insbesondere für größere Gruppen. Soll v.a. Entscheidungsfindung trainiert werden, kann der Escape Room auch virtuell konzipiert werden, in dem digitale Tools eingebunden werden oder Learning-Management-Systeme genutzt werden.

Ethik und Interessenkonflikte: Es war nicht notwendig, die Forschungsarbeit einer Ethikkommission vorzulegen. Die Forschung wurde durch Eigenmittel finanziert. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.

Das PDF des für die Tagung eingereichten Posters ist in deutscher Sprache als Anhang 1 [Anh. 1] verfügbar.