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Die akademisierte mündliche staatliche Prüfung für Hebammen – Fallanalyse mit Hilfe des PDCA-Zyklus
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Veröffentlicht: | 7. Februar 2024 |
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Hintergrund: Mit der Novellierung des Hebammengesetzes (HebG) in 2019 ist auch die neue Hebammenstudien- und Prüfungsverordnung (HebStPrV) in Kraft getreten. Die staatliche Prüfung zur Erlangung der Berufszulassung als Hebamme auf Bachelorniveau wurde dabei an die neuen Anforderungen einer akademischen Ausbildung adaptiert und hat grundlegende strukturelle Veränderungen erfahren.
Die mündliche (sowie auch die erste schriftliche) staatliche Prüfung im 6. Fachsemester des Bachelorstudiengangs Hebammenwissenschaft an der Universität Tübingen ist gleichzeitig auch Modulprüfung im Modul „Interprofessionell handeln, kommunizieren und ethisch bewerten im deutschen Gesundheitssystem“.
Ziel: Zu erfassen sind im Rahmen der mündlichen staatlichen Prüfung nach HebStPrV die Kompetenzbereiche IV (Kommunikation), V (Gestaltung des intra- und interprofessionellen Handelns, Weiterentwicklung der hebammenspezifischen Versorgung und Entwicklung von Qualitätsmanagementkonzepten) und VI (Reflexion des eigenen Handelns).
Methodik: Die Prüfung besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil der Prüfung analysieren die Studierenden in Kleingruppen einen komplexen Fall aus der Hebammenarbeit und erarbeiten einen Betreuungsplan anhand des PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act) in Poster-Form. Der PDCA-Zyklus entstammt ursprünglich aus dem Qualitätsmanagement und stellt eine erweiterte Form des Hebammenbetreuungsprozesses dar. Im zweiten Teil der Prüfung wird zuerst im Rahmen einer Einzelprüfung das erarbeitete Poster präsentiert. Anschließend werden Fragen zu den Modulinhalten insbesondere zu den Themenkomplexen Ethik, Gesundheitssystem, Qualitätsmanagement und Kommunikation gestellt. Die Vorgehensweise der hier abgefragten Fallarbeit wird im gesamten Studienverlauf mit zunehmender Komplexität thematisch aufgebaut. Ausgehend vom Betreuungsprozess für einfache Fälle werden die Studierenden stufenweise an die Vorgehensweise der Fallanalyse nach PDCA-Zyklus in komplexen bis zu hoch-komplexen Fällen herangeführt.
Ergebnisse: Dieses Prüfungskonzept erlaubt eine vertiefte Erkenntnis, ob das Vorgehen im Behandlungsplan vollständig durchdrungen wurde. Zudem ermöglicht dieses Prüfungsformat eine ressourcenschonende Umsetzung der gesetzlichen Prüfungsvorgaben.
Relevanz: Die dargestellte Prüfungsform bringt strukturelle und organisatorische Herausforderungen für den Studiengang mit sich. Rahmenbedingungen wie die Aneignung von entsprechendem Wissen zur Ausgestaltung und Anwendung des PDCA-Zyklus, die Entwicklung geeigneter Fallvignetten, die Transparenz der Prüfungskriterien sowie die Gleichbehandlung aller Studierenden innerhalb der Prüfung werden berücksichtigt und kritisch diskutiert.
Schlussfolgerung: Das hier vorgestellte Prüfungskonzept der Universität Tübingen wird bereits erfolgreich durchgeführt und kann anderen Studiengängen als Vorlage und Diskussionsgrundlage für die zukünftige Prüfungsentwicklung dienen.
Ethik und Interessenkonflikte: Für diese Arbeit war keine Genehmigung der Ethikkommission der Universität Tübingen erforderlich. Die Forschung wurde durch Eigenmittel finanziert. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.
Das PDF des für die Tagung eingereichten Posters ist in deutscher Sprache als Anhang 1 [Anh. 1] verfügbar.