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7. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) und 1. Konferenz zur pädagogischen Arbeit im Hebammenstudium (HEBA-Päd)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.
Deutscher Hebammenverband e. V.

08.02. - 10.02.2024, Berlin

Hebammenversorgung in Deutschland: Vorstellung des interaktiven Hebammenkompasses der Barmer

Meeting Abstract

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  • corresponding author Dagmar Hertle - Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung, Wuppertal, Deutschland
  • Danny Wende - Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung, Wuppertal, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 7. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi), Heba-Päd – 1. Konferenz zur pädagogischen Arbeit im Hebammenstudium der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) und des Deutschen Hebammenverbands (DHV). Berlin, 08.-10.02.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocIK-V05

doi: 10.3205/24dghwi35, urn:nbn:de:0183-24dghwi358

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/dghwi2024/24dghwi35.shtml

Veröffentlicht: 7. Februar 2024

© 2024 Hertle et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: In Deutschland haben Frauen rund um die Geburt einen gesetzlichen Anspruch auf Hebammenversorgung sowie ärztliche Leistungen (§24d, SGB V). Sie müssen sich jedoch selbst eine Hebamme suchen und dies gestaltet sich oft schwierig. Eine flächendeckende Versorgung durch Hebammen wird nämlich vom Gesundheitssystem nicht systematisch organisiert und vorgehalten. Es ist nicht genau bekannt, wie viele Hebammen es in Deutschland gibt, in welchem Umfang sie mit welchem Leistungsangebot an der Versorgung teilnehmen und welche regionalen und sozioökonomisch bedingten Unterschiede es in der Versorgung gibt.

Ziel: Ziel ist es, potenziellen Nutzer*innen einen frei verfügbaren, interaktiven Hebammenkompass vorzustellen, der helfen soll, die oben genannten Informationslücken zu schließen. Die Vorstellung des Hebammenkompasses beinhaltet Hintergrundinformationen zur Datengrundlage, die Erläuterung der Funktionsweise und die Darstellung ausgewählter Ergebnisse, so dass deutlich wird, wie der Kompass zur Informationsgewinnung und für Analysen genutzt werden kann und welche Limitationen dabei zu beachten sind.

Methode: Die an der Versorgung teilnehmenden Hebammen wurden mit Hilfe der LEO-Vertragspartner-Datenbank des vdek (freiberufliche Tätigkeit) und Daten der Agentur für Arbeit (angestellte Hebammen) erfasst. Die regionalen Analysen beruhen auf der INKAR-Datenbank des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Die Analyse der erbrachten Leistungen erfolgte aus den Abrechnungsdaten der BARMER mit Hochrechnung auf alle GKV-Versicherten.

Ergebnisse: Der Hebammenkompass erlaubt eine regionale, bevölkerungsdichtebezogene und deprivations-bezogene Darstellung der Hebammenverteilung sowie der durch freiberufliche Hebammen erbrachten Leistungen für GKV-Versicherte gemäß Hebammenhilfevertrag. Es zeigt sich dabei, dass auf durchschnittlich etwa 40 Geburten eine Hebamme kommt mit leichten regionalen Schwankungen. Auffälligstes Ergebnis ist, dass in Gegenden mit starker Deprivation (soziale Brennpunkte) doppelt so viele Geburten auf eine Hebamme kommen. Diese Regionen befinden sich vor allem in großen Städten. Dies korrespondiert mit Analyseergebnissen zu den freiberuflich erbrachten Hebammenleistungen: Sowohl in der Schwangerschaft als auch im Wochenbett haben etwa 30 Prozent der sozioökonomisch benachteiligten Frauen keinen Kontakt zu einer Hebamme (keine abgerechnete Hebammenleistung).

Relevanz und Schlussfolgerungen: Der Hebammenkompass ermöglicht eine bisher so nicht verfügbare interaktive Darstellung der Hebammenversorgung in Deutschland, die Daten unterschiedlicher Quellen zusammenführt und individuelle eigene Analysen nach Region, Bevölkerungsdichte und sozioökonomischer Lage ermöglicht. Das frei verfügbare Tool kann Studierende und Forscherinnen sowie andere an der Versorgungslage Interessierte bei der Recherche unterstützen. Aus den Daten lassen sich direkt versorgungsrelevante Ergebnisse ablesen. So können z.B. Versorgungslücken identifiziert werden und planungsrelevante Informationen gewonnen werden.

Ethik und Interessenkonflikte: Es war nicht notwendig, die Forschungsarbeit einer Ethikkommission vorzulegen. Die Forschung wurde durch Eigenmittel finanziert. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.