gms | German Medical Science

7. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) und 1. Konferenz zur pädagogischen Arbeit im Hebammenstudium (HEBA-Päd)

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft e. V.
Deutscher Hebammenverband e. V.

08.02. - 10.02.2024, Berlin

Bewältigung von Gewalterfahrungen werdender Hebammen im praktischen Einsatz

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • corresponding author Petra Köhler - Universität zu Lübeck, Deutschland
  • Christiane Schwarz - Universität zu Lübeck, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft. 7. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi), Heba-Päd – 1. Konferenz zur pädagogischen Arbeit im Hebammenstudium der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) und des Deutschen Hebammenverbands (DHV). Berlin, 08.-10.02.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocIK-V12

doi: 10.3205/24dghwi42, urn:nbn:de:0183-24dghwi428

Dieses ist die deutsche Version des Artikels.
Die englische Version finden Sie unter: http://www.egms.de/en/meetings/dghwi2024/24dghwi42.shtml

Veröffentlicht: 7. Februar 2024

© 2024 Köhler et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Werdende Hebammen (Fachschüler*innen und Studierende) können Gewalt in ihrem praktischen Einsatz im Kreißsaal erleben. Gewalt in der Geburtshilfe kann gegenüber Gebärenden vom geburtshilflichen Personal ausgeübt werden. Dies beinhaltet: „körperliche, sexuelle und verbale Misshandlung, Stigmatisierung und Diskriminierung, Nichteinhaltung professioneller Pflegestandards, ein schlechtes Verhältnis zwischen Frauen und geburtshilflichem Personal und Bedingungen und Zwänge im Gesundheitssystem“ (Bohren et al. 2015, S.7). Werdende Hebammen können dies beobachten oder direkte Gewalt am Arbeitsplatz im Lernprozess erfahren. Letztere kann stattfinden in Form von körperlicher, verbaler und emotionaler Verletzung sowie ungenügender Kommunikation durch geburtshilfliches Personal.

Die Fragestellung lautet: Wie bewältigen werdende Hebammen ihr Gewalterleben im praktischen Einsatz?

Methodik: Eine qualitative Querschnittstudie mit Leitfaden gestützten Interviews wurde gewählt, um das Phänomen des Gewalterlebens von werdenden Hebammen und Jungen Hebammen (Examen <2 Jahre) (n=23) in Deutschland zu erfassen. Ein Einschlusskriterium war das Erleben von Gewalt. Die Datenerhebung erfolgte nach dem Theoretical Sampling der Grounded Theory. Als Datenauswertungsverfahren wurde das offene, axiale und selektive Kodieren mit Hilfe von MAXQDA genutzt.

Ergebnisse: Die Studienteilnehmer*innen erkannten und benannten Gewalt in der Geburtshilfe und am Arbeitsplatz im Lernprozess. Sie waren betroffen und schockiert über diese Gewalt-Erfahrungen im praktischen Einsatz im Kreißsaal. Die Studienteilnehmer*innen entwickelten Strategien zur Selbstfürsorge. Hierzu verwendeten sie ein Überzeugungssystem, das ihnen half, eine Perspektive auf Hoffnung zur Gewaltfreiheit aufrecht zu erhalten. Sie äußerten den Wunsch und Willen nach Veränderungen. Sie stellten dar, dass sich das System der Gewalt selbst erhält. Ein Spannungsfeld zwischen werdenden Hebammen, die das Erleben verändern wollen und dem geburtshilflichen Personal, das an bestehenden Strukturen festhält, wurde sichtbar. Die Studienteilnehmer*innen äußerten Angst, Gewalterleben zu normalisieren. Unterstützer*innen wurden in der Praxis, in der Theorie und in der Verknüpfung dieser beiden Standorte von den Studienteilnehmer*innen verortet.

Relevanz: Die Ergebnisse zeigen, dass die Anliegen der werdenden Hebammen zur Veränderung des Gewalterlebens sehr schwer umzusetzen sind. Sie benötigen Unterstützung, um sich nicht dem System der Gewalt unterzuordnen. Es zeigen sich Herausforderungen und Möglichkeiten der Hilfe durch die theoretische Lehre und Personen aus der Praxis. Das Ziel ist ein respektvolles Lernen in einer respektvollen Geburtshilfe, um die Gesundheit von Frauen und ihren Familien zu fördern.

Schlussfolgerung: Die hier gezeigte Studie kann Studienstandorten der Hebammenwissenschaft und ihren verantwortlichen Praxiseinrichtungen dazu dienen, für zukünftige Generationen von Hebammenstudierenden eine Struktur der nachhaltigen Unterstützung aufzubauen und damit Veränderungsprozesse zu stärken.

Ethik und Interessenkonflikte: Ein Ethikvotum der Universität zu Lübeck liegt vor. Die Forschung wurde durch Eigenmittel finanziert. Es liegen keine Interessenkonflikte vor.