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Cholesteatome: Kosten/Nutzen Analyse der routinemäßigen histologischen Untersuchung
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Veröffentlicht: | 13. April 2017 |
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Einleitung: Bei Cholesteatomen erfolgen häufig routinemäßige histologische Untersuchungen (Hx). Ziel dieser retrospektiven Arbeit ist es zu untersuchen, ob diese Praxis sinnvoll ist.
Material und Methode: OPS-Abfrage für Tympanoplastik (TPL) von 2010-2015 der HNO-Klinik Mainz. ICD-Abfrage für Mittelohrkarzinome von 2006-2016. Statistik mittels Kappa und Bland-Altman-Diagrammen. Umfrage an HNO-Kliniken.
Ergebnisse: n=1378 TPL, davon n=478 mit Cholesteatomverdacht. Alter 3-87 Jahre (median=34). Bei n=382 (80%) TPL [n=269 (70%) ED; n=113 (30%) Rezidive] erfolgte eine Hx. Bei n=262 ED wurde Diagnose histologisch bestätigt (97,4%), in 2,6% war die Hx nicht aussagekräftig, jedoch ohne Malignität. Bei n=111 Rezidiven (98,2%) gab es eine Übereinstimmung, in 2 Fällen kein Epithelnachweis. Rücklaufquote der Umfrage 43,2% (n=70/162). n=41 (59%) Kliniken senden routinemäßig Cholesteatome zur Hx. n=33 (80%) hielten dies für sinnvoll. Kommentare (n=20) zeigten, dass die Hx zum Malignomausschluss (40%) oder aus medikolegalen Gründen (30%) erfolgt. Bei einer internen Kostenverrechnung von 21,82€ für eine Hx wurden etwa 8335€ zur Bestätigung eines Cholesteatoms ausgegeben. Bei n=12 Mittelohrkarzinomen erfolgte eine Hx (100%), welche keine Abweichung ergab. Der intraoperative Befund unterschied sich deutlich von dem eines Cholesteatoms.
Schlussfolgerungen: Klinischer und histologischer Befund korrelieren stark beim Cholesteatom. Es zeigte sich keine unerwartete Differentialdiagnose. Die Umfrage zeigte, dass Erfahrungswerte der Absicherung aus medikolegaler Sicht gegenüber stehen. Kircher et al. errechneten eine jährliche Ersparnis von 1,1 Mio $ bei einer Cholesteatominzidenz von 6/100.000 in den USA. Das Cholesteatom kann mit sehr hoher Sicherheit klinisch diagnostiziert werden.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.