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186. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

26.01. - 27.01.2024, Köln

Hornhautveränderungen bei Aromatase-Hemmer-Therapie mit Exemestan

Meeting Abstract

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  • Kirsten J. Habbe - Dortmund
  • M. Kohlhaas - Dortmund

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 186. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Köln, 26.-27.01.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24rwa12

doi: 10.3205/24rwa12, urn:nbn:de:0183-24rwa122

Veröffentlicht: 26. Januar 2024

© 2024 Habbe et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Aromatase-Hemmer sind der aktuelle Goldstandard bei der adjuvanten Therapie eines hormonpositiven Mamma-Karzinoms bei postmenopausalen Frauen. Ihre Wirkung entfalten sie über die Hemmung der Konversion von Androgenen zu Östrogenen im peripheren Gewebe. Allgemein bekannte okuläre Nebenwirkungen von Aromatase-Hemmern gehen je nach verwendeter Substanz von einer Keratokonjunktivitis sicca über Blepharitis bis zu Retinopathie. Exemestan ist ein nicht-steroidaler Aromatase-Hemmer der 3. Generation, bei dem im Gegensatz zu anderen Aromatase-Hemmern nur vereinzelt okuläre Nebenwirkungen beschrieben worden sind.

Methoden: Eine 48-jährige Patientin mit Hormonrezeptor-positivem Mamma-Karzinom stellte sich aufgrund von verschwommenem Sehen und zunehmender Blendempfindlichkeit in unserer Klinik zur Mitbeurteilung vor. Die Patientin brachte die Symptome in zeitlichen Zusammenhang mit der Einnahme von Exemestan. Bei der Untersuchung zeigten sich diffuse subepitheliale Trübungen und mikrozystische Veränderungen der Hornhaut. In der optischen Kohärenztomographie der Hornhaut ließen sich ebenfalls subepitheliale Trübungen nachweisen.

Ergebnisse: Korneale Veränderungen durch Medikamente sind durchaus bekannt, wie z.B. die Kornea verticillata durch Amiodaron oder auch Tamoxifen – ein anderes Medikament, das bei der Therapie von Brustkrebs verwendet wird. Eine Literaturrecherche offenbarte allerdings lediglich 2 ähnliche Fallbeschreibungen von Patienten mit ähnlichen epithelialen Veränderungen unter Exemestan-Therapie. Der Pathomechanismus ist bis jetzt nicht geklärt. Ähnliche mikrozystische Veränderungen wurden auch bei Patienten mit multiplem Myelom unter Therapie mit Belantamab-Mafodotin beobachtet. Dort wurde eine apoptotische Wirkung des Medikaments auf limbale Stammzellen vermutet.

Schlussfolgerung: Das hormonsensitive Mamma-Karzinom ist eine der häufigsten Krebsarten mit steigender Inzidenz. Aromatase-Hemmer wie Exemestan werden immer mehr für die adjuvante Therapie des Mamma-Karzinoms eingesetzt. Um mögliche okuläre Nebenwirkungen zu vermeiden oder zu behandeln, ist es wichtig, die Pathophysiologie der kornealen Veränderungen besser zu verstehen.