gms | German Medical Science

186. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

26.01. - 27.01.2024, Köln

Crack-bedingte gleichseitige partielle Optikusatrophie bei einer jungen Patientin

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Sümeyye Karapinar - Dortmund

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 186. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Köln, 26.-27.01.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24rwa22

doi: 10.3205/24rwa22, urn:nbn:de:0183-24rwa224

Veröffentlicht: 26. Januar 2024

© 2024 Karapinar.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Bei der partiellen Optikusatrophie ist nur das papillomakuläre Bündel betroffen. Die Ursachen für eine Optikusatrophie sind vielfältig und die Herabsetzung des Sehvermögens korreliert nicht immer mit dem Ausmaß der Atrophie. Auch der Konsum von Crack kann durch Gewebsischämie zu einer Ausdünnung der RNFL führen.

Kasuistik: Eine 28-jährige Patientin stellt sich konsiliarisch zum Ausschluss von Gesichtsausfällen vor. Die initiale Vorstellung erfolgte in der Neurologie bei klinisch Druckschmerzen hinter dem rechten Auge, Bulbusbewegungsschmerzen, starken Kopfschmerzen sowie Parästhesien in der linken Gesichtshälfte. Relevante Vorerkrankungen, Nebendiagnosen sowie Verletzungen werden in der Anamnese verneint.

Befund: Bestkorrigierter Visus beidseits 1,0. RAPD und Rotentsättigung waren negativ, die Motilität in alle Richtungen frei ohne Doppelbilder. Altersentsprechender reizfreier Vorderabschnitt, funduskopisch zeigte sich eine crowded Disc mit Abblassung temporal beidseits. Die durchgeführte Humphrey 30-2-Gesichtsfelduntersuchung stellte sich als regelrecht beidseits heraus. Das ERG erwies sich in der Amplitude als normwertig jedoch in der Latenz als etwas erhöht. Im Makula-OCT zeigten sich Ganglienzellendefekte und im Papillen-OCT konnte eine gleichseitige partielle Optikusatrophie nachgewiesen werden. Zur weiteren internistischen Abklärung erfolgte der Ausschluss von Diabetes melitus, eine Bestimmung von Vitamin B12-Spiegel sowie der Schilddrüsenfunktion, welche sich als regelrecht bewiesen. Im MRT Schädel/Orbita konnten raumfordernde und entzündliche Pathologien ausgeschlossen werden. Nach Ausschluss einer systemischen und raumfordernden Ursache für den RNFL-Verlust erfolgte eine erneute Anamnese-Erhebung, worauf die Patientin einen langjährigen Crack- und Cannabiskonsum im Jugendalter angab. Wir empfahlen regelmäßige Gesichtsfeld- und Papillen-OCT-Kontrollen.

Schlussfolgerung: Bei dieser Patientin wurden bei unspezifischen Beschwerden diverse ophthalmologische Untersuchungen durchgeführt, pathologisch zeigte sich alleinig die partielle Optikusatrophie. Die Ausdünnung der RNFL kann verschiedensten Ursachen entstammen, weshalb internistische Abklärungen und weitere bildgebende Diagnostik folgten. Der Pathomechanismus der Gewebsischämie durch Kokain und Kokainderivaten ist in der Literatur schon vielfach diskutiert und bekannt, jedoch gehört Kokainkonsum nicht zu den primären Verdachtsdiagnosen bei Optikusatrophie.