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186. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

26.01. - 27.01.2024, Köln

Schädigung der makulären retinalen Ganglienzellen bei Patienten mit Riesenzellarteriitis

Meeting Abstract

  • Julia Esser - Bonn
  • L von der Emde - Bonn
  • J. Terheyden - Bonn
  • K. Mercieca - Bonn
  • S. Petzinna - Bonn
  • V.S. Schäfer - Bonn
  • F.G. Holz - Bonn
  • T. Ach - Bonn

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 186. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Köln, 26.-27.01.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24rwa29

doi: 10.3205/24rwa29, urn:nbn:de:0183-24rwa290

Veröffentlicht: 26. Januar 2024

© 2024 Esser et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die anteriore ischämische Optikusneuropathie (AION) ist die ophthalmologische Hauptkomplikation der Riesenzellarteriitis (RZA). Die makuläre Ganglienzellschicht-Analyse kann in der Erkennung der AION und Differenzierung zu anderen Optikusneuropathien herangezogen werden. Für die AION wurde ein horizontales Verlust-Muster der Ganglienzellschicht beschrieben, es wurde jedoch nie untersucht, wann dieses Muster nach dem Akutereignis erstmals auftritt und wie hoch die Prävalenz dieses Ausfallmusters ist. Zudem ist nicht bekannt, inwiefern die RZA möglicherweise allein (ohne Auftreten einer AION) zum Ganglienzellverlust führt.

Methoden: Von 24 Proband:innen mit gesicherterRZA wurden Spectral-domain-optische-Kohärenztomographie-Aufnahmen der Makula („posterior pole“, 30°x25°, 121 B-scans, ART=25, Heidelberg Engineering) aufgenommen. Die Teilnehmer:innen wurden spätestens 5 Tage nach Beginn der Hochdosiskortison-Therapie eingeschlossen und über ein Jahr alle drei Monate mithilfe der zuvor genannten Bildgebung nachverfolgt. Posterior-pole-Aufnahmen wurden semiautomatisch segmentiert und die Ganglienzelllschichtdicke graphisch quantifiziert. Das Muster des Ganglienzellverlust wurde erhoben und die Durchschnittsganglienzell-Schichtdicke des ETDRS-Grids analysiert.

Resultate: Die Proband:innen waren bei Erstdiagnose im Durchschnitt 74,2±8,3 Jahre alt (33% weiblich). 11/24 Proband:innen hatten eine AION an einem Auge, 3/24 an beiden Augen und 10/24 eine RZA ohne opthalmologische ersichtbare Beteiligung. Bei Erstvorstellung zeigten 55% der Augen mit AION einen Ganglienzellverlust. Bei Letztvorstellung (durchschnittlicher Nachbeobachtungszeitraum 6±2 Monate) war bereits bei 75% der Proband:innen ein Ganglienzellverlust feststellbar, hiervon in 87,5% der Fälle ein horizontales Ganglienzellverlust-Muster. Am häufigsten betroffen war das innere nasale/temporale Segment mit einer Durchschnittsdicke von 34,7±12,1 µm (Normalwert 50,3±22 µm der Partneraugen für diesen Bereich). Nicht betroffene Partneraugen oder RZA-Patienten ohne AION wiesen keinen Ganglienzellverlust im Untersuchungszeitraum auf.

Diskussion: Unsere Untersuchungen zeigen, dass makuläre Ganglienzellschäden teilweise erst mit Latenz auftreten. Das horizontale Ganglienzellverlust-Muster bei AION konnte bestätigt werden. Die RZA alleine scheint zu keinen Änderungen in der retinalen Ganglienzellschicht zu führen. Die makuläre Ganglienzellschicht kann im Verlauf zu einer Unterscheidung der Genese eines Optikusschadens dienen.