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186. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte

26.01. - 27.01.2024, Köln

‚Dirty Dry Eye‘ – eine Erhebung zu Abfallvolumen der topischen Therapie bei Keratokonjunktivitis sicca

Meeting Abstract

  • Alexandra Schilcher - Düsseldorf
  • M. Roth - Düsseldorf
  • F.A. Steindor - Düsseldorf
  • G. Geerling - Düsseldorf

Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. 186. Versammlung des Vereins Rheinisch-Westfälischer Augenärzte. Köln, 26.-27.01.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24rwa56

doi: 10.3205/24rwa56, urn:nbn:de:0183-24rwa560

Veröffentlicht: 26. Januar 2024

© 2024 Schilcher et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Das trockene Auge ist ein sehr häufiges und tendenziell zunehmendes Problem. Die Basistherapie besteht aus der regelmäßigen Applikation von Tränenersatzmitteln (TEM) oder antiinflammatorischen Medikamenten. Ziel dieses Projektes ist die Evaluierung von Abfallmenge und -art, welche durch Augentropfen zur Behandlung des Trockenen Auges in Deutschland anfällt. In einem weiteren Schritt soll eine Analyse des Patientenbewusstseins zu Therapie-assoziiertem Müll und zur Wahl der Applikationsform (EDO, MDO) erfolgen.

Methoden: Das Abfallreingewicht (Umverpackung(en), Beipackzettel sowie mit Druckluft entleerte und getrockneter Behälter) von TEM zur Therapie des Trockenen Auges wurde von jeweils 29 originalverpackten (MDOs, EDOs, verschiedener Wirkstoffe) Präparaten mittels Feinwaage (KERN ABJ 220-4NM) gemessen. Mit den Verordnungszahlen aus PharMaAnalyst (2016–2021) wurde das jährliche Abfallvolumen verordnungsfähiger TEM und Medizinprodukte für über 70 Millionen gesetzlich Krankenversicherte in Deutschland kalkuliert. Das jährliche Abfallaufkommen sowie die Verteilung der verwendeten Präparate wurden errechnet.

Ergebnisse: In den Jahren 2016–2021 entstanden folgende Gesamtmüllvolumina (Papier und Plastik): Im Jahr 2016 7,13 t; 2017 8,20 t; 2018 12,23 t; 2019 15,58 t; 2020 17,164 t und 2021 20,64 t. Dies zeigt einen signifikanten (p<0,0001) Anstieg des Müllaufkommen. Im Jahr 2021 berechnet sich folgende Verteilung: Für Hyaluronsäurepräparate entstand ein Müllaufkommen von 1,19 t Papier- und 3,08 t Plastikmüll. Hydrocortison zeigte Werte von 1,93 t und 5,19 t. Für Euphrasia fiel ein Gewicht von 0,80 t und 0,88 t an. Weitere Werte sind für Ciclosporin A 1,58 t und 5,08 t; für Dexpanthenol 0,08 t und 0,21 t sowie für Hypromellose 0,17 t und 0,52 t. In der 30-Tage-Therapie verursachten MDOs ein mittleres Müllaufkommen von 4,8±1,5 g Papier und 6,1±0,7 g Plastik, EDOs von 21,2±16,2 g und 28,5±3,9g (EDO Papier vs. MDO Papier: p=0,0009, EDO Plastik vs. MDO Plastik: p<0,0001).

Schlussfolgerungen: In dieser ersten rechnerischen Erhebung zeigt sich, dass bereits allein die erhobenen Präparate zur Therapie des Trockenen Auges ein hohes Müllvolumen verursachen. Da nur etwa 87,74% aller Patienten mit trockenem Auge mit den hier untersuchten Präparaten in Deutschland behandelt werden, ist von einem x-fach größeren Gesamtabfallvolumen pro Jahr zu rechnen. Die Wahl eines MDOs kann ein einfacher erster Schritt zur Reduktion darstellen. Zukünftig wird eine exemplarische Patientenerhebung in einer universitären Sicca-Sprechstunde durchgeführt.